Die Turing-Maschine
Schauspiel von Benoit Solès | Deutsch von Michael Raab
„Haben Sie schon einmal etwas von Enigma gehört?“, fragt der Mann in Morgenmantel und Schlafanzughose mit dem Apfel in der Hand. Er ist Alan Turing, einer der bahnbrechendsten Forscher und Entdecker der Wissenschaftsgeschichte. Und nun erzählt er sein Leben, so unglaublich wie wahr. Mitten im Zweiten Weltkrieg erschuf der spleenige britische Mathematiker eine „Denkmaschine“, die den für unentschlüsselbar geltenden Enigma-Code der deutschen Wehrmacht knackte und damit den Alliierten den entscheidenden Vorteil verschaffte. Turing gilt heute als Genie und Urvater des Computers und der künstlichen Intelligenz. Doch sein Privatleben, seine geheimen Sehnsüchte und sexuellen Bedürfnisse machten ihn im stockkonservativen England der 50er Jahre zum ewigen Außenseiter, zur Zielscheibe von Erpressung und Verdächtigungen – und zu einem Sicherheitsrisiko …
In „Die Turing-Maschine“ macht der französische Schauspieler und Dramatiker Benoit Solès aus einem unrühmlichen Kapitel der (Wissenschafts-)Geschichte des 20. Jahrhunderts ein ebenso spannendes wie berührendes Theaterstück. Die Uraufführung fand 2018 beim Off-Festival in Avignon statt und wurde gleich mit vier „Molières“, den französischen Theater-Oscars, ausgezeichnet. Mit der Inszenierung setzen wir unsere viel beachtete Reihe mit aktuellen Stücken über Wissenschaft und neue Technologien im Podium fort.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Pressestimmen
"Überzeugendes und dichtes Kammerspiel der beiden Darsteller. ...
... Beide Schauspieler haben vom Regisseur Zeit und Raum zur Entwicklung ihrer Rollen erhalten, ohne dass das Erzähltempo nachlässt. Die vom Verhör bis zum handfesten Liebesakt überzeugenden Interaktionen gestalten das Schauspiel ausgesprochen eindrucksvoll.
Stürmischer Beifall, andauernde Bravorufe und stehende Ovationen für alle Beteiligten machten bei der Premiere klar: Im Podium ist wieder einmal eine besonders gelungene Produktion zu sehen."
"Pforzheimer Zeitung" vom Montag, 13. Januar 2025
In Steven Koops Bühnenraum sitzt [Frederik] Kienle isoliert auf der Bühne, abgeschnitten von der Außenwelt. Tief sitzen die Messerstiche, die ihm seine Mitmenschen zufügen – zumeist mit Worten. Mit zarten Blicken und Gesten lässt Kienle erahnen, was diese latente Ablehnung mit einem Menschen macht. Großartig taucht er in Solès‘ tiefenscharfes Schauspielertheater ein. So legt er Widersprüche und Verzweiflung in der komplexen Persönlichkeit des Alan Turing offen. […]
Regisseur Sascha Mey setzt „Die Turing Maschine“ als ein leises, kluges und zutiefst aufrichtiges Kammerspiel in Szene. Lichteffekte und Klangfetzen spiegeln die Wucht der Gefühle, die sich auf der Bühne entlädt.
„Theater der Zeit“ vom Montag, 20. Januar 2025