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Veranstaltungen

Urban Art@pforzheim

Kuratorenführung mit Dr. Chris Gerbing

15 Künstler präsentieren im Stadtlabor, im Herzen der Stadt Pforzheim, eine breite Palette unterschiedlicher Ausdrucksformen von Urban Art. Wochenlang erklären sie die Innenstadt zur Kunstzone und laden ein zu Begegnung und Austausch. Die Ausstellung im Stadtlabor der Stadt Pforzheim zeigt Werke von:

ALIAS – Jens Andres – Thomas Baumgärtel - Patricia Casagranda – Force Majeure – KAMELOGANA – KEF! - Jeroo – Katharina Krenkel – Simon Pfeffel – SIGN – Van Ray – Konstantin Silvester Voit – Kwanho Yuh – zir0

Urban Art und Street Art gehören längst zum Kanon der zeitgenössischen Kunst. Als Kunstäußerungen im öffentlichen Raum, an Fassaden, Wänden, auf Trafokästen und Mülltonnen sind sie aus dem Schatten subversiver und illegaler Vorstadtkunst herausgetreten. In zahlreichen Metropolen und Städten sind sie zum regelrechten Blickfang geworden mit hoher Relevanz für das Stadtmarketing. 

Urban Art ist ein Sammelbegriff für unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen und Eingriffe im Stadtraum: Graffiti  wurzelt als jugendaffine, subkulturelle Spielart öffentlicher Kunst in benachteiligten no go Areas. Seine meist jugendlichen und anonymen „Verfasser“ konzentrieren sich auf das „Writing“, also das Arbeiten mit Buchstaben, mit Schrift.  Subkulturen haben oft eine eigene Sprache, mit der sich ihre Mitglieder ganz bewusst von anderen Milieus abgrenzen. Das Kunstwerk wird in diesem Kontext als „Piece“ bezeichnet, das aus Stencils (Schablonen), Tags (Signaturkürzel), Writings (Name als Basis) und Outlines (Konturen) besteht oder damit entstanden ist. Der öffentliche Ort eines solchen Piece ist in diesem Duktus der „Spot“. Demgegenüber feiert in der Streetart das Bild seinen Siegeszug: abstrakt, ornamental, naturalistisch, gegenständlich oder figürlich, gemalt, gefließt, mit Schablonen hergestelllt. Stilistisch und technisch ist vieles möglich.

Gemeinsam ist allen Ausdrucksformen von Urban Art, dass sie auf ihr urbanes Umfeld reagieren, es gelegentlich außer Kraft setzen oder sich darin einnisten. Dabei ist die Bildsprache der Comics ein beliebter Fundus, aus dem geschöpft, der zitiert, verfremdet oder karikiert wird. Indem Urban Artists bekannte Zeichen verfremden,  halten sie den Menschen einen Spiegel ihrer selbst vor. Urban Art kommentiert unsere Gesellschaft und damit Werbung, Konsum, unsere Lebensart und die Alltagsdinge, mit denen wir uns umgeben, auf ironische Art. Sie verfremdet mit künstlerischen Interventionen die städtische Kulisse und macht dabei auch vor ungewöhnlichen Bildgründen nicht halt. Zwischenzeitlich drängen aber auch performative Elemente in den öffentlichen Außenraum, greifen bewusst in seinen Rhythmus, die Notwendigkeiten und Reglementierungen ein, setzen diese willentlich außer Kraft und regen damit zum Nachdenken über den Ort an, an dem sich der Passant gerade aufhält.

Urban Art im geschlossen Raum? Eigentlich ein Paradoxon, das indes deutlich macht, wie eine einst im Untergrund angesiedelte Bewegung zwischenzeitlich in den Musentempeln der Hochkultur angekommen ist. Und gleichzeitig noch immer mit skeptischer Ablehnung bedacht und als Verschandelung und Sachbeschädigung polizeilich verfolgt wird.