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Lichtverschmutzung - Künstliches Licht als Vogel- und Insektenfalle

Über den Siedlungen breiten sich immer mehr künstlich erzeugte Lichtfelder in den Nächten aus, die über viele Kilometer und sogar aus dem Weltall wahrgenommen werden können. Dieses Phänomen wird "Lichtverschmutzung" genannt - weil Licht im Übermaß verbraucht und zunehmend als gravierende Störgröße im Naturhaushalt wirksam ist. Die nächtliche Dunkelheit verschwindet.

Es ist dringend geboten, alle Möglichkeiten zu nutzen, um diese Lichtverschmutzung zu vermindern. In der Pflicht stehen Architekten, Bauherrn, Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungseigentümer, Mieter, Hausmeister, Hausverwalter - letztlich jeder Nutzer von Elektrizität!

Fassadenbeleuchtung als Insekten-Falle (vormalige Halogen-Metalldampflampen in Pforzheim) - morgendlicher Anblick nach nur einer Beleuchtungsnacht (Juni 2017; inzwischen ersetzt durch Warmlicht-LEDs; Foto: Bauer)

Natürlicherweise sind nachts nur der Mond und die Gestirne als Lichtquellen vorhanden, die Tierwelt und letztlich auch wir Menschen haben uns an diesen Tag-Nacht-Rhythmus angepasst. Künstliches Licht übt auf Lebewesen dagegen eine starke Wirkung aus, indem es in verschiedener Weise in ihre Biologie eingreift. Betroffen sind vor allem Vögel, Insekten, Säugetiere (z.B. Fledermäuse), Fische, letztlich auch wir Menschen.

Folgende Veränderungen der Biologie der Tiere durch künstliches Licht sind nachgewiesen (Auswahl): ›Orientierungsprobleme bei nächtlichen Wanderzügen (z.B. Vögel, Fledermäuse, Insekten) - ›Störung der Fortpflanzungsfähigkeit - ›Verluste durch Anprall direkt an die Lichtquelle - ›Wärmetod an der Lichtquelle (Insekten) - ›Störungen im Hormonhaushalt - ›Störungen in der Biorhythmik - ›Störungen des Schlafverhaltens - ›Verlust von Energie durch das zwanghafte An-/Umfliegen nutzloser Lockreize - ›insgesamt Verlust von ungestörten Lebensräumen.

All diese Effekte führen zwangsläufig zu einer kontinuierlichen Schwächung von Tiergemeinschaften und Populationen.  Da Insekten eine sehr wichtige Rolle im Naturhaushalt spielen, ist der Verlust von Insekten für viele Tierarten besonders nachteilig. Aber auch die Pflanzenwelt ist davon nicht ausgenommen: Ein Großteil der Blütenpflanzen ist auf die Bestäubungshilfe durch Insekten (nicht nur Bienen!), angewiesen. Fehlen die Bestäuber, treten massive Verluste bei der Frucht- und Samenbildung auf, tiefgreifende ökologische und wirtschaftliche Folgen sind unvermeidbar. Durch die Lockreiz- und Fallenwirkung des Kunstlichts verendet fortwährend eine unvorstellbar hohe Zahl an Insekten. Da immer mehr Arten in die Städte vor der intensiv-betriebenen Landwirtschaft fliehen, kommt den Städten eine immer wichtigere Funktion als Lebensraum zu. Fehlen hier Insekten, ist die Lebensgrundlage dann auch hier nicht mehr vorhanden.

Empfehlungen zur Reduzierung von Lichtverschmutzung (Auswahl):

• Die Lichtlenkung sollte von oben nach unten weisen (Abschirmung nach oben), • Die Lichtmenge sollte auf die unbedingt notwendige Beleuchtung reduziert werden, • Die Leuchtdauer sollte beschränkt werden auf die frühen Abend- und Nachtstunden (die späteren Nachtstunden sollten dunkel bleiben), • Als Leuchtmittel sollten nur die relativ insektenfreundlichen warmweißen LEDs Verwendung finden (kaltweiße und neutralweiße Leuchtmittel haben zu hohe insektenanlockende - kurzwelligere - UV-, Grün-, Violett und Blauanteile).

Literaturempfehlung