In einer so alten Stadt: Stadtgeschichte in neuer Perspektive – mit bislang nie gezeigtem historischem Film- und Bildmaterial
Pforzheims verborgene Geschichte
Im Jahre 1891 beklagte der damalige Pforzheimer Stadtarchivar Alfons Kern, es sei geradezu erstaunlich, wie in einer so alten Stadt, deren Geschichte wechselvoll und höchst interessant ist, so viele Kleinode einfach verschwinden konnten.
Als er dies schrieb, dachte er vielleicht an das in den 1830er Jahren zum größten Teil abgebrochene Schloß, an die Tore und Türme der Stadtbefestigung, die in der rasant wachsenden Industriestadt ebenso der Spitzhacke zum Opfer gefallen waren wie Bürger- und Patrizierhäuser, Klöster oder öffentliche Gebäude. Alfons Kern hatte mit seiner Klage schon damals Recht; daß 1945, 54 Jahre später, ein Bombenangriff noch weit mehr Kleinode verschwinden lassen würde, ahnte er nicht, und er mußte es auch nicht mehr miterleben.
Wer heute durch Pforzheim geht, sieht nicht auf Anhieb, daß er sich in einer wahrlich sehr alten Stadt befindet, die auf eine annähernd 2000jährige Geschichte zurückschaut. Ein Blick auf die verborgenen Schätze kann sich aber durchaus lohnen. Wer genau hinschaut, kann die römische Stadt ebenso entdecken wie die reiche Patrizierstadt des Mittelalters, das Pforzheim des Johannes Reuchlin, die Schmuck- und Uhrenmetropole oder die Stadt der Wissenschaft.
Der Dokumentarfilm präsentiert zwölf Kapitel Pforzheimer Stadtgeschichte von der Römerzeit bis an die Schwelle der Gegenwart. Die Zeitreise beginnt allerdings nicht im antiken Portus, sondern in der Stadt des 20. Jahrhunderts – am 23. Februar 1945, der „Stunde Null“, als die alte Stadt Pforzheim im Verlauf eines 20minütigen Bombenangriffes unterging.
Von diesem Wendepunkt der Stadtgeschichte geht der Blick zurück zu den Ursachen der Zerstörung, zu den zwölf Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und zu dem von Deutschland der Welt aufgezwungenen Krieg, dessen letzte Konsequenz der Untergang des alten Pforzheim war.
Den Ursprüngen des alten Pforzheim widmen sich die beiden folgenden Kapitel; die römerzeitlichen Anfänge und die Siedlung Portus sind heute fast besser erlebbar als modernere Epochen der Stadtgeschichte – die archäologische Schauanlage am Kappelhof macht seit einigen Jahren in Pforzheim die Römerzeit wieder lebendig. Die Entstehung und Entwicklung der Stadt des Mittelalters mit ihren reichen und mächtigen Patriziern hat im heutigen Stadtbild nur ganz vereinzelt Spuren hinterlassen – außer dem alten Schloßbezirk, dem Leitgastturm und dem Chor der Barfüßerkirche erinnert heute fast nichts mehr an die Zeit der Ritter und Minnesänger.
Die Frühe Neuzeit lenkt den Blick abermals auf Krieg und Zerstörung, der Dreißigjährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg brachten Verheerungen, Verwüstungen, Zerstörungen und menschliches Leid in einem Maße hervor, das man bis dahin nicht gekannt hatte; nur wenig von der einstigen mittelalterlichen Pracht überlebte dieses Jahrhundert.
Neben „Zerstörung“ ist „Wiederaufbau“ ein Leitmotiv der Pforzheimer Stadtgeschichte, und der Wiederaufbau nach 1945 und das folgende deutsche „Wirtschaftswunder“ stehen im Mittelpunkt der beiden folgenden Kapitel, ehe es danach abermals um „Zerstörung“ geht – dieses Mal freilich nicht durch Krieg, sondern durch eine Naturgewalt: Am 10. Juli verwüstete ein Wirbelsturm weite Teile des Pforzheimer Stadtgebietes.
Die folgenden Kapitel gelten jener Epoche, in der Pforzheim als Weltmetropole der Schmuckfertigung berühmt wurde und zur führenden südwestdeutschen Industriestadt aufstieg. Von der Reichsgründung über die Weimarer Republik und die Nachkriegszeit schlagen diese Kapitel den stadtgeschichtlichen Bogen bis in die Gegenwart.
Kapitelübersicht:
- Die Stunde Null
- Unterm Hakenkreuz
- Das römische Portus
- Salier, Staufer, Zähringer, Patrizier
- Kriege, Kriege, Kriege…
- …und Wieder-Aufbau
- „Jetzt kommt das Wirtschaftswunder“
- Der Tornado von 1968
- Die Geburt der Goldstadt
- Im Kaiserreich
- Goldene 20er Jahre?
- Die neue Stadt
- Bonusmaterial