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Ein Todesfall in Pforzheim

Am Tag des Dahinscheidens seines Bruders Karl Gustav schrieb Markgraf Friedrich Magnus von Baden einen Brief an seinen Vetter Georg Wilhelm, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth. Er setzte ihn davon in Kenntnis, dass Markgraf Karl Gustav nach längerer Krankheit am 24. Oktober 1703 um 8 Uhr morgens in Pforzheim verstorben sei. Der Adressat wird darum gebeten, „über diesen höchstschmerzlichen Fall ein christliches Mitleiden zu tragen“.

Karl Gustav wurde am 27. September 1648 als zweiter Sohn des Markgrafen Friedrich VI. in Ueckermünde (Pommern) geboren. Mit seinem älteren Bruder Friedrich Magnus (Friedrich VII.) unternahm er Reisen durch Deutschland, Holland, England, Frankreich und Italien. Anschließend schlug er eine militärische Laufbahn ein, die ihn vom Obristen eines schwedischen Regiments bis zur Würde des General-Feldzeugmeisters des Schwäbischen Kreises führte. Verheiratet war er mit Anna-Sophia von Braunschweig-Wolfenbüttel mit der er einige Nachkommen hatte. Der Wahlspruch des Markgrafen lautete: „Tapferkeit sehnt sich nach Gefahr“.

Der Bruder und Verfasser des Briefes, der regierende Markgraf Friedrich Magnus, wurde am 23. September 1647 ebenfalls in Ueckermünde geboren. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kehrte er mit seiner Mutter nach Durlach zurück. Aufgrund von weiteren Kriegswirren musste die Familie 1674 nach Basel fliehen. Von seinem Vater übernahm er im Jahr 1677 endgültig die Regierungsgeschäfte, die er über 22 Jahre lang innehatte. Seine Regentschaft fiel jedoch in eine der unglücklichsten Zeiten, die die Markgrafschaft erleiden musste. Ständige Einfälle der Franzosen im Orléansschen Krieg und der spanische Erbfolgekrieg verwüsteten das Land und zwangen Friedrich Magnus immer wieder, sich nach Basel zurückzuziehen. Zudem hatte er trotz aller Bemühungen ungünstige Friedensschlüsse für Baden zu erdulden. Französischen Flüchtlingen gewährte er nach dem Edikt von Nantes freie Niederlassung in seiner Markgrafschaft. Die von ihm eingeführte Ordnung des Hofstaats und die Kabinettseinrichtung hatten bis 1804 Bestand. Friedrich Magnus starb am 25. Juni 1709 in Durlach. Mit seiner Ehefrau Augusta Maria zeugte er zahlreiche Kinder. Der Wahlspruch des Markgrafen lautete: „Wohin Ruhm und Ehre uns führen“.

Beide Brüder ruhen noch heute in der Nordgruft der Schlosskirche in Pforzheim. Der markgräfliche Brief kann in der Ausstellung „Auf den Spuren des badischen Fürstenhauses in Pforzheim“ im Stadtmuseum in Pforzheim-Brötzingen bis zum 7. Oktober 2012 besichtigt werden. Bemerkenswert ist dabei auch der vorzüglich erhaltene Siegelabdruck im Papier.