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Geburtseintrag von Frieda Anna

Der hier abgebildete Auszug aus dem Pforzheimer Geburtsregister ist ein ganz gewöhnlicher Eintrag und Frieda Anna Böhme ist auch nicht als Pforzheimer Persönlichkeit bekannt oder das Kind prominenter Eltern. Erst auf dem zweiten Blick erkennt man, warum gerade dieser Geburtseintrag als Archivale des Monats auserkoren wurde – Frieda Anna Böhme ist eigentlich nur 18 Jahre alt geworden, obwohl sie 1892 geboren wurde und im Jahre 1968 starb. Warum? Ganz einfach – Frieda Anna erblickte am 29. Februar das Licht der Welt und durfte deshalb offiziell nur 18 Mal an diesem Tag ihr Wiegenfest feiern.

Dieses Schicksal teilte/teilt sie mit Berühmtheiten wie beispielsweise dem italienischen Komponisten Gioa(c)chino Antonio Rossini (geb. am 29. Februar 1792 in Pesaro, gest. am 13. November 1868 in Paris-Passy) und dem deutschen Fußballprofi (Schalke 04) Benedikt Höwedes (geb. am  29. Februar 1988 in Haltern).

Warum gibt es eigentlich einen Tag, den es nur alle vier Jahre gibt (und noch nicht einmal das zuverlässig…)? Der Mensch leitet die Zeitrechnung vor allem von Naturerscheinungen ab. Schon in der Antike wurde das Sonnenjahr (Zeitraum, in dem die Erde einmal um die Sonne läuft; durchschnittlich 365 Tage 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden) in Zeitabschnitte wie Monate und Tage eingeteilt, was ohne Rest allerdings nicht möglich ist. Die erste große Kalenderreform vom Jahr 46 v. Chr. geht auf Julius Caesar zurück, nach ihm heißt diese Reform „Julianische Kalenderreform“ (365 Tage hatte das Gemeinjahr, und alle vier Jahre gab es ein 366tägiges Schaltjahr). Allerdings war das Julianische Gemeinjahr um 11 Minuten länger als das Sonnenjahr, somit betrug diese Differenz alle 128 Jahre einen vollen Tag; bis zum Jahre 1582 waren es zehn Tage: Wenn man 1582 zum Beispiel am kalendarischen 31. März Hafer säte, war es im Sonnenjahr erst der 21. März. Jeder Hobbygärtner kann sich die Folgen ausmalen. Papst Gregor XIII. verkündete daher im Jahr 1582 eine Kalenderreform, und es gab einen Zeitsprung von 10 Tagen; auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober 1582. Zukünftig wurden die Schaltjahre, die auf volle Hunderter fielen, weggelassen, außer wenn sie durch 400 teilbar waren.

Diese katholische Reform übernahmen die protestantischen Gebieten erst mit Verzögerung (England erst 1752 und Schweden 1753), und es gab bis zur Übernahme der Kalenderreform zwei Zeitrechnungen - den alten und den neuen Stil. Auch die griechisch-orthodoxe Kirche hielt an der alten Kalenderrechnung fest. Deshalb fand der von uns als „Oktoberrevolution“ bezeichnete Umsturz des Jahres 1917 nach orthodoxer Zeitrechnung im November statt. Erst im Februar 1918 stellte Russland seinen Kalender um.

In Schaltjahren wird der Februar um einen sogenannten Schalttag verlängert. Dadurch erhalten diese Jahre einen 29. Februar, der dann der 60. Tag des Gregorianischen Kalenders ist. Der eigentliche Schalttag des gregorianischen Kalenders in römischer Zählweise ist dabei jedoch, wie im Julianischen Kalender, ein nach dem 23. Februar eingeschobener zweiter 24. Februar. Diese Tatsache war noch bis zur Neuordnung des kirchlichen Festkalenders 1969 daran erkennbar, dass das Fest des Hl. Matthias, welches stets am 24. Februar gefeiert wurde, im Schaltjahr auf den 25. Februar verschoben wurde.

2012 ist wieder ein Schaltjahr, und Kinder, die dieses Jahr am 29. Februar geboren werden, feiern in den Gemeinjahren offiziell am 1. März Geburtstag und werden somit erst am 1. März 2020 – nach Vollendung des 18. Lebensjahres – volljährig.

Quellen:

- Brandt, Ahasver von: Werkzeuge des Historikers: eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, Stuttgart 1989, 12. Auflage

- Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 1982, 12. Auflage

- http://de.wikipedia.org/wiki/Gioachino_Rossini, letzter Zugriff 27.01.2012

- http://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_H%C3%B6wedes, letzter Zugriff 27.01.2012

- http://de.wikipedia.org/wiki/29._Februar#1951.E2.80.932000, letzter Zugriff 27.01.2012