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Der Pausenhof-Parkplatz auf dem Gelände Bohnenberger Schlößle

Im August werfen wir einen Blick auf eine idyllische Parkanlage, die es so nie gab. Im Jahre 1952 entschied der Gemeinderat zum ersten Mal über die zukünftige Bebauung des Geländes der 1945 zerstörten und um das Jahr 1826 erbauten Villa von Theodor Bohnenberger. Nach dem Tod von Theodor Bohnenberger verließ die Familie Bohnenberger Pforzheim, im „Bohnenberger Schlößle“ war seit 1935 unter anderem das Archiv untergebracht; heute steht hier die Schlössle-Galerie.

Das Gelände wurde von den Stadtvätern vorerst in drei Teile gegliedert, die auf dem abgebildeten Foto circa aus dem Jahr 1958 von Reinhold Wendel erkennbar sind:

1. Der nördliche Teil wurde zum Pausenhof des Hildagymnasiums, zur damaligen Zeit ein reines Mädchengymnasium. Die Anlage war auch der Bevölkerung zugänglich und war daher so etwas wie ein „Pausenpark“.

2. Den mittleren Teil baute man zur dringend benötigen Parkplatzfläche im Innenstadtgebiet um, schließlich war (und ist) Pforzheim eine autofreundliche Stadt. Der verkehrsgünstige Parkplatz bot rund 72 Autos Platz! Es war in den 50er Jahren aber auch angedacht, falls das Gymnasium an eine andere Stelle verlegt werden würde, auch den Pausenhof als Parkplatz zu nutzen. 

3. Der südliche Teil sollte vorerst Baugelände werden, die dort noch stehenden Behelfsbauten wurden nach und nach ersetzt.

1952 reichte der spätere Direktor des Garten- und Friedhofsamtes Heinrich Weiland drei Vorschläge zur Pausenhofgestaltung ein, von denen 1953 der dritte Vorschlag umgesetzt wurde (siehe Skizze; Stadtarchiv Pforzheim, B 1 Nr. 1499). Die erforderlichen Mittel wurden mit 108.000 DM veranschlagt.

Bei der hier abgebildeten Skizzen-Ansicht, dem nicht realisierten zweiten Vorschlag, war der Park nicht so sehr von dem großen Bassin dominiert, und es verbleibt mehr Pausenhoffläche. Der Stadtrat beschloss, dass die 2.900 Quadratmeter Nutzfläche für die rund 800 Schülerinnen ausreichen. Allerdings war nur den Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe der 35 Meter lange Weg über die Museumsstraße auf den Pausenhof zuzumuten.

Die Gesundheit der Schülerinnen zu hüten, betrachtete die Schule schon Anfang des 20. Jahrhunderts als ihre erste Pflicht. In der Schulordnung der Hildaschule aus dem Jahr 1907 sind acht Empfehlungen zur Pflege der Gesundheit zu finden, zum Beispiel:

[…]

6.    Wir empfehlen einen täglichen Spaziergang ins Freie, warnen aber vor zu vielem Herumlaufen auf den Straßen und Plätzen der Stadt.

7. Damit im Turnunterricht die Kinder vollständige Bewegungsfreiheit haben und der Unterricht auch die gewünschte gesundheitliche Wirkung erzielt, empfehlen wir die bei uns eingeführte Turnkleidung. Nach der Verordnung des Oberschulrats ist das Tragen des Korsetts im Turnunterricht verboten!

[…]

Trotz Umsetzung des neuen Bebauungskonzepts war in der Umgebung der Schule noch „Notstand“.

Am 10. November 1954 schrieb Oberbürgermeister Dr. Brandenburg an das Amt für öffentliche Ordnung und Sicherheit: „In der letzten Sitzung des Beirats für das Hildagymnasiums berichtete der Leiter der Schule, Herr Oberstudiendirektor Dr. Rex, dass das der Hildaschule gegenüberliegende Trümmergrundstück an der Museumsstraße hauptsächlich von jungen Burschen der benachbarten Betriebe in ungebührlicher Weise verunreinigt und als Toilette benutzt werde. Ein derartiges Verhalten  - gerade in der Nähe einer Mädchenschule – muss unterbunden werden. Herr Direktor Dr. Rex schlug vor, auch die Frage zu prüfen, ob das mit wildem Strauchwerk bewachsene Trümmergrundstück nicht eingeebnet werden kann.".

Heute befinden sich in der Schlössle-Galerie genügend öffentliche Toiletten, das Parkhaus hat 374 Stellplätze und „on Top“ ist wieder eine schöne Parkanlage entstanden, die auch die Schülerinnen und Schüler des Hildagymnasiums zum Chillen und Verweilen einlädt.

 

Quellen:

  • Stadtarchiv Pforzheim, B 1 Nr. 1499
  • Verwaltungsbericht der Stadt Pforzheim 1953-1955. Pforzheim [1957].
  • 75 Jahre, 1907-1982, Hilda-Schule Pforzheim. Pforzheim 1982. 71 S.
  • Schulze, Olaf: „Dem Leben entgegen...“ Von der Höheren Töchterschule zum Hilda-Gymnasium Pforzheim 1849-1999. 150 Jahre Schulgeschichte in Bildern und Texten. Pforzheim 1999. 36 S. 1 Abb. [Erweiterter Text der Festschrift „150 Jahre Höhere Töchterschule/Hilda-Gymnasium Pforzheim“.]
  • Timm, Christoph: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Heidelberg 2004. 632 S.
  • <link goldstadt-tourismus anfahrt-parken>www.pforzheim.de/goldstadt-tourismus/anfahrt-parken/parkmoeglichkeiten.html; letzer Zugriff 31.07.2012