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Das Reuchlinhaus und seine Wendeltreppe

Dieses Jahr ist ein Jahr der Jubiläen in Pforzheim. Bertha Benz unternahm vor 125 Jahren die erste Fernfahrt nach Pforzheim. Das Emma-Jaeger-Bad, das August-Kayser-Stift  und die Straßenbahn werden 100 Jahre alt. Der Kunstgewerbeverein erhielt 1911 eigene Räume im Anbau der Kunstgewerbeschule. Im Jahre 1951 - auch im Oktober -  wurde die „Ständige Musterausstellung“ wiedereröffnet. 

Das Reuchlinhaus, am 20. Oktober 1961 offiziell eingeweiht, ist mit seinen fünfzig Lenzen vergleichsweise jung. Das von Manfred Lehmbruck entworfene vielseitige Kulturzentrum beherbergte das Schmuckmuseum, die Stadtbibliothek, die Ausstellungshalle des Kunst- und Kunstgewerbevereins mit Büro und Bibliothek, das städtische Kulturamt, das Heimatmuseum, Werkstatträume, eine Hausmeisterwohnung und sogar noch das Stadtarchiv. Wenn man an den gegenwärtigen Raumbedarf dieser Einrichtungen denkt, war das Reuchlinhaus eine sehr „kompakte“ Angelegenheit.

Dreh- und Angelpunkt des aus vier pavillonähnlichen quaderförmigen Komplexen bestehenden Kulturbaus bildet die große, zentrale Eingangshalle. Als Verbindungselement zwischen den Ausstellungsräumen im Erdgeschoß und im Untergeschoß fungiert eine freigespannte Vollkreiswendeltreppe, die Gerd Wipfler 1961(S 1, 6/70a-17g) gekonnt photographisch in Szene setzte. Mit ihrer Eleganz und Leichtigkeit bestimmt die Wendeltreppe den Eingangsbereich des Reuchlinhauses. Technisch ist sie eine Meisterleistung, denn die Treppe besteht aus einem Traghohlkörper mit aufgesetzten Stufen als Blechfaltwerk. Die spektakuläre selbsttragende Treppenkonstruktion stammt vom Pforzheimer Stahlbauunternehmen Heinz Hick, das überwiegend im Stahlhochbau tätig war;  Fabrik-, Sport- und Lagerhallen gehörten ebenso zum Produktspektrum wie Tankstellenüberdachungen, Fußgängerstege, Fassadenaufhängungen oder eben auch die Wendeltreppe des Reuchlinhauses. 1974 übernahm die Firma Witzenmann das traditionsreiche Unternehmen.  Das Stadtarchiv erhielt dieses Jahr den Nachlass der Familie Hick als Depositum, darin befindet sich auch ein anlässlich des 90. Geburtstags von Heinz Hick erstellter Rückblick auf sein Lebenswerk; damit ist gewährleistet, dass dieses Stück Pforzheimer Wirtschaftsgeschichte nicht in Vergessenheit gerät.

 

      Quellen:

  • Timm, Christoph: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Heidelberg 2004.
  • Breusch, Elke: Das Reuchlinhaus in Pforzheim (1957-1961) von Manfred  Lehmbruck. Magisterarbeit, Heidelberg 1991.  
  •  Reuchlinhaus Pforzheim. Zur Eröffnung am 20. Oktober 1961. Pforzheim 1961.