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Juli 2010: Vorschriften für das Baden im Freien

Mit der ganzen Familie ins Freibad – das war 1877 in Pforzheim noch nicht möglich. Eine vorgeschriebene Geschlechtertrennung verhinderte den gemeinsamen Familienausflug zum Baden. In einer Bekanntmachung, die am 12. Juni 1877 im Pforzheimer Beobachter erschien, wurde die Bevölkerung über die Badeplätze informiert. Während die Männer in der Nähe des oberen Hammerwerks baden konnten, stand Frauen und Mädchen ein Platz oberhalb der Katzschen Sägemühle zur Verfügung, für Knaben und Kinder unter 10 Jahren waren ebenfalls eigene Plätze vorgesehen. Die „Ortspolizeiliche Vorschrift“, die nochmals zusammen mit der Bekanntmachung veröffentlicht wurde, sah für das Baden an anderen Plätzen Strafen vor. Erst nachdem am Anfang des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerung vermehrt Forderungen nach einem neuen Badeplatz laut wurden – die vorherigen Bademöglichkeiten waren den Flusskorrektionen zum Opfer gefallen – veränderte sich die Situation. Als im Juni 1921 das Benckiserbad eingeweiht wurde, war es zunächst ein reines Männerbad. Nach heftigen Protesten konnten dann Frauen und Mädchen das Bad an zwei Tagen in der Woche nutzen. Jedoch wollten sich einige Männer das Baden an diesen Tagen nicht verbieten lassen. Sie gingen entweder mit ihren Frauen in das Bad oder schwammen von außen hinein. So war die Stadt nur zwei Monate nach der Eröffnung der Männerbadeanstalt genötigt, diese in eine Familienbadeanstalt umzuwandeln. Während das Benckiserbad montags und donnerstags weiterhin nur für Männer geöffnet war, konnten die Frauen dienstags und freitags unter sich bleiben. Die restlichen Wochentage war das Bad für beide Geschlechter offen.

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