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März 2009: Anstandsbüchlein von 1897

Anstand bezeichnet noch heute gutes Benehmen. Jedoch hat der Begriff Anstand in der Redewendung „bleib anständig“ oder im „Anstandswauwau“ einen ironischen Unterton erhalten. Die ursprüngliche Bedeutung wäre heute treffender mit dem Wort „Manieren“ oder „guten Umgangsformen“ zu umschreiben.

Die gesellschaftlichen Wertvorstellungen, die sich mit dem Begriff Anstand verbanden sollten unter anderem in der Anstandsliteratur vermittelt werden. Wie aktuell das Wissen über das richtige Verhalten in den verschiedensten Situationen ist, zeigt die hohe Verbreitung der sogenannten Knigge-Literatur.

In der Einleitung des hier vorgestellten Anstandsbüchleins aus dem 19. Jahrhundert heißt es: „Es gibt nun aber im Leben zweierlei Arten von Anstand und Höflichkeit. Die eine Art äußert sich in leeren Komplimenten und nichtssagendem Phrasengeklingel, in einer gewissen äußeren Glätte, in einem Zurschautragen äußerer Anstandsformen ohne inneren Kern und Gehalt. Das ist der falsche Anstand, die falsche Höflichkeit. […] Die andere Art von Höflichkeit, die wahre Höflichkeit, kommt aus dem Herzen, sie ist der äußere Ausdruck eines durch und durch guten, unverdorbenen Herzens, die Darlegung einer reinen Gesinnung.“ Dass dieses Bild der richtigen Höflichkeit auf dem Christentum basiert, ist bei einem Werk aus dem Jahre 1897 nicht weiter verwunderlich.

Für den Historiker sind  Anstandsbücher heute vor allem sozialgeschichtliche Quellen, welche Einblicke in Lebensstile, gesellschaftliche Konventionen und Normen einer Epoche geben.

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