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Richardon, Karl (Gewerkschaft, SAP)

Karl Richardon ist am 27. Juni1899 in Wiernsheim geboren. Er lernt den Beruf des Schlossers, nach 1918 wird er Mitglied der Gewerkhaft und der SPD* und wird 1930 zum Gemeinderat in Pforzheim gewählt. Seine Frau Johanna und er haben ein Kind im Alter von 28 Jahren (Stand 1948). Er ist Mitglied des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“* und der „Eisernen Front“*, den paramilitärischen Selbstschutz-Organisationen der SPD und Gewerkschaften zur Verteidigung der Republik. Bei den „Freien Radlern“ und dem „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrbund Solidarität“ ist er aktiv, ab 1932 auch im Vorstand.

Am 4. April1933 erklärt das badische Staatsministerium, dass der Arbeiter-Rad- und Kraftfahrbund Solidarität aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt ist. Nach der Auflösung der SPD am 22. Juni 1933 durch den Reichsminister des Inneren arbeitet Karl Richardon bei der inzwischen illegalen Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP)* in Pforzheim mit. Die SAP versteht sich als Versuch, eine Einheitsfront gegen die drohende faschistische Gefahr herzustellen, nach Karl Schroth eine „Brücke, um die beiden antifaschistischen Parteien SPD* und KPD* durch die dritte Kraft im Kampf gegen Hitler näherzubringen“.

Karl Richardon übernimmt Verantwortung für die Leitung einer Dreiergruppe* im Pforzheimer Widerstand. 1935 kommt es zu ersten Verhören von SAP-Leuten durch die Gestapo, u.a. werden Karl Otto Bührer und Karl Schroth - siehe jeweils dort - kurzfristig verhaftet. Erst am 9. Juni 1938 gelingt der Gestapo die Verhaftung von Karl Richardon. Am 14. März 1939 steht er zusammen mit Otto Habmann, Konrad Söll, Hans Brammer, Ludwig Bub, Arthur Wenger, Karl Ohlau, Adolf Mocker, Otto Knöller und Josef Dörflinger - siehe jeweils dort - vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Karl Richardon wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, 1939/1940 ist er mit Karl Schroth im Zuchthaus Bruchsal eingesperrt, später in Karlsruhe, Stuttgart und Ulm, seine Inhaftierung dauert bis zum 14. Dezember 1940. Ab Januar 1941 arbeitet er wieder bei der Firma Kienzle (Stahlbau). Die Familie wird am 23.2.1945 ausgebombt.

Von 1946 bis 1965 ist Karl Richardon für die SPD Mitglied im Pforzheimer Gemeinderat, zeitweise ist er Kreisvorsitzender der SPD. In der „Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes“ (VVN) engagiert er sich für die Überlebenden des Nazi-Terrors und der Konzentrationslager. 1947 wird er zum öffentlichen Anwalt für Wiedergutmachung beim Amtsgericht Pforzheim berufen und versucht, den von 1933 bis 1945 durch das NS-Regime Geschädigten zumindest materiell zu ihrem Recht zu verhelfen. 1967 erhält er den Ehrenring der Stadt Pforzheim.

Er stirbt am 31. August 1970.


 

Quellen:

Dagenbach 1995;

Schroth;

DGB 2013;

GLA KA 480 – 2740,

Rapp S. 622