Zum Inhalt springen
  • Bewölkt: 85-100% 8 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache

Jetter, Ernst (KPD)

Ernst Jetter, geboren am 14.9.1891 in Töss/Winterthur in der Schweiz, lebt vor 1933 in Pforzheim. Seine Frau Klara und er haben zwei Mädchen im Alter von 7 und 20 Jahren (Stand 1948). Der Textilkaufmann Ernst Jetter gehört in der Endphase der Weimarer Republik zu den Aktivisten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)* in Pforzheim. Zusammen mit der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP)*, mit Karl Otto Bührer und Karl Schroth - siehe jeweils dort - demonstriert die KPD am 16. Juli1932 in Pforzheim gegen die Gefahr der anwachsenden NSDAP mit der Parole: "Wenn wir zusammenstehn, müssen Hitler und Papen stempeln gehn!"

Nach einer Verhaftungswelle am 13. März1933 in Pforzheim ist Ernst Jetter wie über 50 weitere Nazi-Gegner, überwiegend KPD-Mitglieder, ohne Anklage oder Gerichtsentscheid in sogenannter „Schutzhaft“* in Pforzheim, dann ab 29. 5. 1933 im Konzentrationslager Heuberg (auf der Schwäbischen Alb) und ab Dezember 1933 im Konzentrationslager Kislau (bei Bruchsal). Am 16. 3. 1934 aus Kislau entlassen, wird er am 16. 5. 1934 erneut verhaftet und im Gefängnis an der Rohrstraße bzw. in Kislau eingesperrt. Da er anschließend sofort weiter Flugblätter gegen das NS-Regime verfasst und verteilt, ist er ab dem 20. April1936 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" inhaftiert. Die Staatsanwaltschaft Mannheim schreibt am 11.5.1936, Jäger habe am 19.4.1936 in der Wirtschaft „Zum Landsknecht“ zwischen 18 und 19 Uhr gesagt: „In Deutschland sind schon mehr ‚Hunger‘ verreckt, als Sie wissen. Es dauert nicht mehr lang, bis der Kommunismus in Deutschland ans Ruder kommt.. wir wollen einmal noch 2 Jahre warten, dann kann der Andre [gemeint ist A. Hitler] verschwinden“. Laut Staatsanwaltschaft bestreitet Jäger, die ihm zur Last gelegten Äußerungen gemacht zu haben. Das Oberlandesgericht Karlsruhe verurteilt ihn am 10. September1936 zu zwei Jahren Gefängnis, die er in den Gefängnissen in Karlsruhe und Ulm absitzen muss. Statt der Freiheit erwarten ihn am 10. März1938 Gestapo-Männer am Gefängnistor, verschleppen ihn in „Schutzhaft“ ins Konzentrationslager Dachau und ab 27. September1939 bis zur Befreiung am 5. Mai1945 in das Konzentrationslager Mauthausen.

Nach dem Krieg arbeitet Ernst Jetter bei der Stadt Pforzheim als Abteilungsleiter des Ernährungsamts.

 

Quellen:

GLA KA 521 – 8494,

Ausstellung;

Ernst Jetter, Brief vom 31. 5. 1948 an Bekannte, abgedruckt in: Dagenbach 1995 S. 107 ff.;

Pforzheimer Kurier 24. November 1993;

Wegweiser