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Dayné, Pierre (Résistance)

Pierre Dayné ist am 17. November1902 in Neuilly-sur-Seine geboren. Der Sohn eines Polizisten im Ruhestand aus dem Correze wird 1917 mit 15 Jahren Schiffsjunge; er ist zwei Jahre im Ersten Weltkrieg. Sein älterer Bruder stirbt im September 1918 an der Front.

Nach dem Krieg verlässt Pierre Dayné 1922 die Marine, weil er sich mit einer jungen Frau aus der Gegend um Brest in der Bretagne verheiraten möchte. Er will in die Polizei eintreten, weil schon sein Vater Polizist gewesen war. Sein handgeschriebener Lebenslauf befindet sich im Polizeimuseum in Paris, ebenso ein Diktat, das er bei der Aufnahmeprüfung schreiben musste. Nach weiteren Prüfungen arbeitet er bei der Sittenpolizei („brigade mondaine“) in Paris, 1939 legt er seine Diplom-Prüfung ab.

Er wohnt seit 1926 in Paris. Durch die Vermittlung seiner Frau, die von Beruf Stickerin ist, macht er ungefähr 1929 die Bekanntschaft von Madeleine Fourcade, da seine Frau für begüterte Familien Wäsche stickt.

Der Vater von zwei Kindern tritt am 1. Februar1941 der Résistance-Organisation „Réseau Alliance“* bei und ist zu diesem Zeitpunkt Verbindungsmann von Madeleine Fourcade, die in der illegalen Arbeit gegen die deutsche Besatzung den Decknamen „Hérissin“, d.h. „Igel“ trägt. Sie gibt ihm den Tarnnamen „Fourmi“, d.h. „Ameise“*.

1943 ist er Sicherheitsbeauftragter für die Radiosender der Widerstandsorganisation in Paris und nimmt teil an der Organisation „Lysander“, also der Aufnahme der Flugzeuge beziehungsweise deren Besatzung und Fracht per Fallschirm, die aus London kommend, die Résistance in Frankreich unterstützen. Gleichzeitig arbeitet er als Verbindungsmann für M. Fourcade, wenn sie sich in Paris aufhält. In seiner legalen Existenz als Polizist hat er das Recht, eine Waffe zu tragen.

Haupttätigkeiten von Réseau Alliance sind das Auskundschaften von geheimen Rüstungsfabriken in Hitler-Deutschland und von Abschussrampen für V 1- und V 2-Raketen sowie die Übermittlung von Nachrichten über Truppenbewegungen der Wehrmacht an die Alliierten. Réseau Alliance-Mitglieder stellen falsche Papiere für politisch Verfolgte oder gesuchte Juden zur Fluchthilfe oder zum Untertauchen in der Illegalität her, helfen Gefährdeten über die Grenzen und unterstützen Familien von Verfolgten oder Inhaftierten. Die Widerstandsgruppe hat auch Beziehungen zum militärischen Widerstand um Graf Stauffenberg gegen Hitler und kann so Nachrichten über den Kriegsverlauf im Osten an die Westalliierten übermitteln.

Pierre Dayné wird am 17. August 1943 in Paris festgenommen, er ist inhaftiert im Gefängnis Fresnes in Paris und der Festung Montluc in Lyon. Wie und wann er von dort ins Gefängnis Pforzheim kommt, ist unbekannt.

Am 30. November 1944 holen Julius Gehrum, Gestapo-Chef und Leiter der Wehrmacht-Abwehrstelle in Strasbourg, und vier SS-Männer acht Frauen und 17 Männer von „Réseau Alliance" aus dem Pforzheimer Gefängnis heraus, ermorden sie im Waldgebiet Hagenschieß im Süden der Stadt durch Genickschuss und Gewehrkolbenhiebe und verscharren sie in einem Bombentrichter östlich der Tiefenbronner Straße in der Nähe des heutigen Wildparks.*

Nach der Befreiung Pforzheims am 18. April1945 werden die Leichen durch die französische Besatzungsmacht exhumiert und auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof feierlich beigesetzt. 1947 werden die Leichen in die Heimatgemeinden der Ermordeten überführt. Bei wenigen Opfern können keine Angehörigen gefunden werden; sie werden - so auch Pierre Dayné - auf dem Militärfriedhof in Strasbourg-Cronenbourg beerdigt.

Seit Januar2008 erinnert ein Gedenkstein in Pforzheim an das Kriegsverbrechen vom 30. November 1944. Auf diesem sind die Erschossenen jeweils mit Bild und Namen aufgeführt.

Am 30. November 2009 konnte das Foto des Widerstandskämpfers Pierre Dayné als vorletztes Bild in die Erinnerungstafel eingefügt werden.


 

* Die Mitglieder von „Réseau Alliance“ trugen zur Tarnung Tier- bzw. Pflanzenbezeichnungen als Decknamen.


 

Quellen:

Mémorial;

Fourcade;

Leforestier, Florence (Enkelin), Erinnerungen auf der Grundlage der Unterlagen des Museums der Polizei in Paris, 30. November 2009 (unveröffentlichtes Manuskript, Archiv Brändle);

Les Dernières Nouvelles du Haut-Rhin 25. Juli 1945;


 

*Anmerkung : Zu den Morden am 30.11.1944 siehe  www.pfenz.de/wiki/Erschie%C3%9Fung_franz%C3%B6sischer_Widerstandsk%C3%A4mpfer