Am 23. Februar 1945 wurde Pforzheim durch britische Luftangriffe zerstört, kurz vor dem Ende des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs. Circa 18.000 Menschen starben an diesem Tag. Der gesamte Stadtkern und die Wohnungen zahlreicher Pforzheimerinnen und Pforzheimer wurden zerstört.
Die folgende Erklärung beinhaltet Grundsätze, an denen wir uns orientieren, wenn wir jedes Jahr an den 23. Februar 1945 erinnern. Sie ist Ausgangspunkt für eine breite und vielfältige Auseinandersetzung mit diesem Gedenktag und seiner Ausgestaltung.
Erklärung zum Gedenktag 23. Februar 2024
Wir erinnern an
- die Zerstörung Pforzheims, an die Todesopfer und das Leid der Überlebenden
- die Millionen anderen Opfer dieses von Deutschland entfesselten Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
- die Vorgeschichte dieser Ereignisse, die nationalsozialistische Diktatur und ihre Verbrechen und an alle Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungsideologie wurden
- das Unrecht, das auch von Menschen und Einrichtungen in Pforzheim ausging, ebenso wie an den Mut all derer, die Widerstand geleistet haben
Wir erinnern, weil
- die Betroffenen das Recht haben, ihrer Erinnerung und Trauer Raum zu geben
- die Botschaften und wertvollen Erfahrungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die nachkommenden Generationen unverzichtbar sind: ihre Friedenssehnsucht, ihre Hoffnung und ihre Kraft beim Wiederaufbau
- wir aus dem historischen Geschehen die Verpflichtung zum Einsatz für Frieden, gegen Gewalt und Krieg ableiten
- die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte uns die eigene Verantwortung für die Gestaltung einer menschenwürdigen, demokratischen und friedlichen Gesellschaft zeigt
Wir lehnen ab
- den Missbrauch der Erinnerung zur Verharmlosung von Verbrechen der nationalsozialistischen deutschen Gesellschaft zwischen 1933 und 1945
- die Instrumentalisierung der Opfer der Zerstörung Pforzheims zum Aufrechnen von Schuld
- jede Form von Werbung für demokratiefeindliche und menschenverachtende Ideologien, Haltungen und Aktionen, die sich der Erinnerung an die Zerstörung Pforzheims bedient
- Revanchismus, Völkerverhetzung und Gewaltpropaganda
- wenn Menschen aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung, ihrer territorialen, ethnischen oder sozialen Zugehörigkeit, ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität wegen diskriminiert werden
Wir wollen
- den 23. Februar zum Ausgangspunkt eines über den Tag hinausweisenden Lernens und Engagements für Frieden und Menschlichkeit machen
- kritisch und selbstkritisch an die jahrzehntelange Erinnerungs- und Gedenktradition anknüpfen und neue Formen des Gedenkens entwickeln, in denen sich die Vielfalt unserer Gesellschaft abbildet
- die friedliche Gemeinschaft mit den Völkern der ehemaligen Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner bewahren und weitere Annäherung fördern
- ein friedliches Miteinander in Pforzheim, in Deutschland, in Europa und in der Welt
- Zeichen setzen aus Pforzheim für die Welt, dass Friedensarbeit eine Verpflichtung für jeden Menschen sein muss