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Zunahme von Hantavirus-Erkrankungen: Gesundheitsamt gibt Tipps zur Vorbeugung

PFORZHEIM/ENZKREIS. Seit Jahresbeginn wurden in Baden-Württemberg bereits rund 450 Hantavirus-Erkrankungen gemeldet – allein im Juni 168. Im Enzkreis und in Pforzheim waren es in diesem Jahr bislang 29 Fälle – „das sind jetzt schon viermal so viele wie im gesamten Jahr 2018“, wie Dr. Brigitte Joggerst, die Leiterin des Gesundheitsamts, berichtet.

Rötelmaus
©Foto: Bernd Wolter

Die Infektion verläuft häufig unbemerkt, also ohne nennenswerte Krankheitszeichen. Die Erkrankungen beginnen zunächst grippeähnlich mit drei bis vier Tage anhaltendem Fieber über 38 Grad sowie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. In einer darauf folgenden Krankheitsphase können Blutdruckabfall und schließlich Störungen der Nierenfunktion bis zum akuten Nierenversagen auftreten. Fast immer erhole sich die Niere aber wieder, wie Dr. Joggerst betont: „Eine Dialysebehandlung, also eine Blutwäsche, ist glücklicherweise meist nur vorübergehend erforderlich.“

Hantaviren werden in Deutschland überwiegend von Rötelmäusen und Brandmäusen auf den Menschen übertragen; die infizierten Mäuse selbst erkranken nicht. „In unserer Region ist die Rötelmaus weit verbreitet“, sagt Angelika Edwards, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts. In manchen Jahren nehme deren Zahl stark zu, weil sie viel Nahrung finden, vor allem Bucheckern – das sei dieses Jahr der Fall. Entsprechend steige die Zahl der Hantavirus-Erkrankungen. Die Mäuse scheiden die Viren über Kot, Urin und Speichel aus; die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Kontakt mit der Maus selbst oder mit deren Ausscheidungen.

„Da die Viren sehr widerstandsfähig sind, können sie auch durch Einatmen von aufgewirbeltem Staub übertragen werden“, warnt Edwards. Dies sei vermutlich der häufigste Übertragungsweg. Das größte Risiko bestehe deshalb bei Tätigkeiten, bei denen ein Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen möglich ist. Als Beispiele nennt die Ärztin den Aufenthalt und vor allem das Saubermachen in Gartenhäusern, Scheunen, Schuppen, Ställen oder Kellern, in denen Nager vorkommen oder vorkamen.

 

Keine Impfung, aber Schutzmaßnahmen

Auch bei Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen führen können, zum Beispiel Gartenarbeiten, Holz schlagen oder stapeln, jagen, joggen oder auch zelten, sowie bei Arbeiten in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen sei Vorsicht geraten. „Eine Impfung gegen Hantaviren gibt es nicht – man sollte deshalb versuchen, sich zu schützen“, rät Edwards. Besonders wichtig sei das beim Beseitigen toter Mäuse oder deren Ausscheidungen und bei der anschließenden Reinigung.

„Tragen Sie dabei Arbeitskleidung oder einen Einmal-Overall, Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung einen möglichst enganliegenden Mundnasenschutz – am besten eine FFP3-Atemschutzmaske“, so die Ärztin. Bevor es losgeht, sollte mindestens 30 Minuten bei offenem Fenster gelüftet werden. Um zu verhindern, dass Staub aufgewirbelt wird, solle man zunächst Mäuse, belegte Fallen, Nestmaterial und Mäusekot gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel besprühen – und am besten Böden, Arbeitsflächen und Regale gleich mit. Tabu sei hingegen ein Staubsauger, weil Viren über die Abluft abgegeben werden können.

Tote Mäuse, Exkremente sowie Staub und Müll kommen in eine Plastiktüte, die gut verschlossen in den Restmüll gehört. Gebrauchte Fallen werden gründlich gereinigt. Nach getaner Arbeit wird die Kleidung gewechselt. „Vermeiden Sie es, Staub in die Wohnung zu tragen“, betont Edwards. Deshalb sollte Brennholz auch nicht in der Wohnung gelagert werden, sondern erst unmittelbar vor Gebrauch in der benötigten Menge und möglichst in einem Tragekorb in die Wohnung gebracht werden. Und schließlich: „Waschen Sie sich nach Arbeiten mit Staubentwicklung und Umgang mit Brennholz die Hände gründlich mit Wasser und Seife.“

Die beste Prophylaxe sei es, das Zuhause und die Umgebung möglichst frei von Mäusen zu halten. „Auch wenn die kleinen Nager ganz putzig aussehen – unter Umständen müssen sie nachhaltig bekämpft werden“, rät das Gesundheitsamt. Weitere Informationen zu Hantaviren stehen auf https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/hantaviren/ sowie in einem Merkblatt des Robert-Koch-Insituts (RKI) auf dessen Homepage (www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > Hantavirus-Infektionen). Außerdem gibt das Gesundheitsamt telefonisch Auskunft unter Tel. 07231 308-9732.