Am Sonntag, 8. März, fand der 10. Tag der Archive statt: An diesem bundesweiten Aktionstag stellen sich Archive aus ganz Deutschland mit einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit vor. Auch das Stadtarchiv Pforzheim hatte von 11 Uhr bis 15 Uhr seine Pforten geöffnet und präsentierte ein buntes Programm. Den Auftakt bildete die Verleihung des Georg-Simler-Preises für stadtgeschichtliche Arbeiten an Schulen mit Oberbürgermeister Peter Boch. Ausgezeichnet wurde das Projekt „Spurensuche“ von Annsophie Schmidt, Hilda-Gymnasium, zum Schicksal jüdischer Schülerinnen und Lehrender der Hildaschule in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Anschluss luden die drei preisstiftenden Vereine Förderverein für das Stadtarchiv Pforzheim, Löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und Reuchlin-Gesellschaft Pforzheim zu einem kleinen Stehempfang. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung durch das virtuose Akkordeonspiel von Angelika Vogel (Reuchlin-Gymnasium).
Das weitere Programm des Aktionstags folgte dem diesjährigen Motto des Tags der Archive „Kommunikation. Von der Depesche bis zum Tweet“. Zunächst fand eine Präsentation zur Briefkultur mit Lesung statt. Rührende Liebesbriefe und erschütternde Feldpost aus den Beständen des Stadtarchivs wurden den Besucherinnen und Besuchern vorgestellt. Durch die Lesesaalausstellung „Wilhelm Reble. Kriegstage in Wort und Bild“ gab es im Anschluss eine Führung. Der Pforzheimer Künstler Wilhelm Reble (1905–1994) erlebte als Soldat den Zweiten Weltkrieg weit weg von Pforzheim. Die Luftangriffe auf die Stadt, die Verluste in der Familie sowie die Zerstörung Pforzheim waren ihm jedoch auch an der Front bekannt. Seine Feldpostbriefe und Zeichnungen aus dem militärischen Leben und später der Zerstörung Pforzheims zeigen den Einfluss dieser Ereignisse auf den Künstler. Hierdurch ist auch sein zeichnerisches Werk nach Kriegsende besser zu verstehen.
Anschließend wurden im Lesesaal historische Pforzheimer Zeitungen vorgestellt. Ausgehend von der ältesten Pforzheimer Zeitung, einem kleinen, kaum taschenbuchgroßen Bändchen, wurde die Entwicklung der Pforzheimer Presselandschaft aufgezeigt. Die meisten historischen Zeitungsbestände wurden durch das Stadtarchiv digitalisiert. Abschluss des Programms bildete eine Archiv- und Magazinführung: Die stellvertretende Archivleiterin Dr. Sonja Hillerich und Archivar Marco Tänzern boten den Besucherinnen und Besuchern Einblick in die sonst nicht zugänglichen Magazinräume und vermittelten an originalen Archivquellen die Entwicklung der Schrift bis hin zu den Tücken der Archivierung von pdf-Dokumenten in Hinblick auf die Einbettung von Schriftarten. Nachgezeichnet wurde auch die Geschichte des Pforzheimer Postwesens und die Nutzung von Telegraphen und Fernschreibern in der Stadtverwaltung. Eine weitere Ausstellung zum Thema Textplakate, kuratiert von Archivar Martin Zierer, mit Schwerpunkt auf öffentliche Bekanntmachungen der französischen Militärregierung in den ersten Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs war ganztägig zu sehen. Während des Tags der Archive standen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs für Fragen rund um die Archivbenutzung zur Verfügung. Auch der Förderverein für das Stadtarchiv Pforzheim war vertreten und stellte seine Aktivitäten vor. Das Kreisarchiv des Enzkreises präsentierte sich mit einem Büchertisch und Infomaterial.