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OB und Landrat blicken vorsichtig optimistisch auf die Ostertage

„Zu Hause bleiben, um Erfolge nicht zu verspielen“ – Medizinisches System ist gut aufgestellt

ENZKREIS/PFORZHEIM. „Es ist erkennbar, dass Bund, Länder und Kommunen in dieser Krise die richtigen Entscheidungen getroffen haben und wir vorsichtigen Grund zum Optimismus haben“, sagt Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch. Ähnlich äußert sich Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau: „Wir haben bei uns in der Region gemeinsam wichtige Weichen zu einem sehr frühen Zeitpunkt und vor allem richtig gestellt.“ Jeder Todesfall sei einer zu viel und für Angehörige schlimm, so Rosenau und fügt hinzu: „Wenn wir dennoch sagen können, dass wir bislang recht glimpflich betroffen sind, verdanken wir das einer guten Strategie und der konstruktiven Zusammenarbeit aller!“

Tatsächlich, so die beiden Verwaltungschefs, gebe es in der Krise kleine Hoffnungsschimmer und eine Reihe von guten Nachrichten. Boch warnt jedoch vor Sorglosigkeit: „Die Kontaktsperren erweisen sich vor Ort als wirkungsvolles Instrument. Die vorsichtig-guten Nachrichten sollten uns gerade am Osterwochenende nicht dazu verleiten, an Disziplin nachzulassen. Wir müssen weiterhin strikt die Regeln befolgen und so gut wie möglich zu Hause bleiben. Nichts wäre schlimmer, als dass wir unsere eigenen Erfolge durch unverantwortliches Handeln zunichtemachen und in eine zweite große Infektionswelle hineinkommen.“

Weniger Kontaktpersonen

Dass die Ausgangsbeschränkungen wirken, zeigt sich zum Beispiel daran, dass Menschen, die positiv getestet wurden, im Schnitt mittlerweile viel weniger Kontaktpersonen haben als zu Beginn des Ausbruchs. Das jedenfalls beobachten die Mitarbeiter des Gesundheitsamts, die mit den von Corona Betroffenen telefonieren und versuchen, alle Personen zu ermitteln, mit denen diese ab zwei Tagen vor dem Ausbruch der Erkrankung zusammen waren.

Jeder dritte Infizierte ist wieder gesund

Mehr als 100 Menschen in Pforzheim und im Enzkreis haben eine Erkrankung an COVID 19 überstanden und gelten als „genesen“. Voraussetzung dafür ist, dass sie nach einer Erkrankung mindestens zwei Tage ohne Symptome waren. Zudem mussten sie ab dem Tag, an dem sie krank wurden, 14 Tage in Quarantäne bleiben. Wer zwar positiv getestet wurde, aber symptomfrei geblieben ist, gilt also nach den zwei Wochen ebenfalls als genesen. Wichtig: Aktuell wird davon ausgegangen, dass Genesene für mehrere Jahre immun gegen Corona sind.

Heimbewohner können nach einem Krankenhaus-Aufenthalt zurück

Alle Alten- und Pflegeheime in Pforzheim und im Enzkreis sind bereit, ihre Bewohnerinnen und Bewohner nach einer Krankenhaus-Behandlung wieder aufzunehmen. „Ich bin den Trägern und dem Pflegepersonal bei uns dafür extrem dankbar“, sagt Landrat Rosenau. Aus Gesprächen mit Amtskollegen wisse er, dass die Praxis in anderen Kreisen oft eine andere sei: Aus Sorge, dass sich Menschen in der Klinik mit Corona infiziert haben könnten, verlangen sie eine zweiwöchige Quarantäne, ehe die Betroffenen zurück in ihr Heim dürfen. „Aber wo sollen sie denn hin?“ fragen sich dann die Angehörigen.

Kliniken sind gerüstet

Mehr als die Hälfte der Betten, die die Krankenhäusern in Pforzheim und im Enzkreis für COVID-Patienten vorbereitet haben, sind noch frei. Von den 85 Intensivbetten sind aktuell 50 belegt. Und die kleineren Häuser, die Arcus Sportklinik, die Klinik Öschelbronn und das Kinderzentrum Maulbronn, sind vorbereitet, um die großen bei Bedarf zu entlasten. Auch mit Schutzausrüstung, Mundschutz, Brillen und FFP 2-Masken sind die Kliniken derzeit ausreichend ausgestattet.

Ambulantes System ist gut aufgestellt

Zwei Infekt-Ambulanzen in Pforzheim und weitere sechs im Enzkreis sorgen dafür, dass die Menschen soweit möglich gut ambulant versorgt werden. Das Drive-in als feste Abstrichstelle auf dem Buckenberg und eine mobile Stelle („Drive-out“), die seit dieser Woche vor Ort in Heimen Abstriche machen kann, sorgen ebenfalls für eine schnelle Versorgung – und entlasten die Krankenhäuser, sodass man sich dort auf die schweren Fälle konzentrieren kann – und um die „ganz normalen“ Patienten, die zum Beispiel einen Unfall oder einen Herzinfarkt hatten. Mindestens eine Ambulanz hat an den Feiertagen geöffnet, das Drive-in arbeitet auch am Karfreitag und am Samstag. Der Kontakt läuft über die zentrale Telefonnummer 116 117.

Hilfen für die Wirtschaft sind angelaufen

Mehr als 11.000 Anträge für Soforthilfen hat die IHK Nordschwarzwald bereits bearbeitet, weitere gut 7.000 die Handwerkskammer. „Wir arbeiten bei der IHK Nordschwarzwald mit mehr als 40 Mitarbeitern, auch in Sonderschichten am vergangenen Wochenende, an dieser Aufgabe“, sagt deren Hauptgeschäftsführer Martin Keppler. Die Kammern beraten die Betriebe, aber auch Freiberufler und Kleingewerbetreibende, bearbeiten die Anträge und leiten sie zügig an die L-Bank weiter.

Bei der Online-Plattform Emmas.app haben sich im Enzkreis bereits 50 Händler (Bäcker, Metzger, Hofläden) registriert und bieten Ihr Sortiment online zum Bestellen an.

Nachschub an Material läuft

Schon sehr früh angelaufen sind die zentralen Materialbestellungen von Stadt und Enzkreis. Nach und nach treffen nun die ersten Lieferungen ein, ebenso wie Nachschub, den das Land vor allem für Heime und ambulante Pflegedienste zur Verfügung stellt. Die Verteilung koordiniert in der Stadt die Feuerwehr, im Enzkreis der Bevölkerungsschutz. Anforderungen können per Mail an vb5(at)enzkreis.de geschickt werden.

Hotlines sind auch über Ostern besetzt

Wer Fragen rund um das Thema Corona hat, kann sich an die Hotlines wenden, die auch an den Feiertagen besetzt sind – wenn auch eingeschränkt. Bei der Stadt Pforzheim sind die Hotline (07231 39-3339) und das Postfach corona(at)pforzheim.de von Karfreitag bis Ostersonntag jeweils zwischen 14 und 16 Uhr besetzt. Beim Gesundheitsamt arbeitet die Hotline am Freitag und Samstag jeweils von 8 bis 18 Uhr. An die Mailbox corona(at)enzkreis.de können an allen Feiertagen Fragen geschickt werden.