Zur Freimachung der Baustellenflächen für den Tief- und Leitungsbau mussten bereits im Bereich der Östlichen Karl-Friedrich-Straße einige Bäume entfernt werden. Ein anderer Teil wird heute mit einer Spezialmaschine an neue Standorte im Stadtgebiet verpflanzt. Es handelt sich hierbei um die dachförmig geschnittenen Platanen am östlichen Ende der Fußgängerzone. Die Idee und der Name dieser Baumgruppe – „Pforz-Hain“ – stammen aus dem Planungswettbewerb zur Umgestaltung der zuvor mehrspurigen innerstädtischen Verkehrsachse in eine Fußgängerzone, der nach einem Probelauf Mitte der 1980er Jahre durchgeführt wurde. Wesentliche Bestandteile dieses Wettbewerbsergebnisses waren der mittig in den Straßenraum eingestellte Gastronomie-Bau des „i-Dipfele“, zwei offene Markthallenüberdachungen nördlich von Altem und Technischem Rathaus sowie eben als östlichem Abschluss die Baumgruppe aus geometrisch angeordneten Bäumen.
Der Pforz-Hain besteht aus zwölf Platanen, die bereits bei ihrer damaligen Pflanzung zur dachförmigen Kronenerziehung vorbereitet waren. Mit Hilfe eines Bambus-Stangen-Gerüsts waren einige Zweige in eine waagerechte, sternförmig ausgeformte Krone vorgezogen. Im Laufe der Jahre haben sich diese Zweige zu starken Ästen mit keulenförmigen Verdickungen an ihren Enden entwickelt, aus denen in jedem Frühjahr aufs Neue schlafende Knospen austreiben und ein flaches, laubenförmiges Blätterdach bilden. Im darauffolgenden Winter werden die Jahrestriebe jeweils wieder eingekürzt. Die Tradition dieser regelmäßig geschnittenen, geometrisch geformten Baumkronen ist z. B. von Seepromenaden am Bodensee oder in Oberitalien bekannt, aber auch in den Niederlanden verbreitet. Der gute Pflegezustand der zwölf Platanen ließ die Überlegung reifen, diese nicht einfach abzusägen und durch den Shredder zu schicken, sondern sie an einem neuen Standort erneut zur Geltung zu bringen. Da das Kronenvolumen ohnehin jedes Jahr zurückgeschnitten wird, steht der unvermeidbare Verlust an Wurzeln bei der Verpflanzung älterer Bäume in diesem Fall in einem ausgewogenen Verhältnis und lässt ein gutes Anwachsergebnis erwarten.
Spezialfirma im Einsatz
Die Großbaumverpflanzung wird von einer spezialisierten Fachfirma mit eigens dafür entwickeltem Gerät durchgeführt. Die Firma Opitz aus dem Landkreis Roth bei Nürnberg ist eine der wenigen europäischen Fachfirmen auf diesem Gebiet. Zum Einsatz kommt eine so genannte „Rundspatenmaschine“, die auf einem entsprechend großen LKW montiert ist. Diese Maschine kann den Baum am alten Standort mit einem großen halbkugelförmigen Boden-Wurzelballen ausstechen, hydraulisch aufladen und zum neuen Standort transportieren. Hier wird der Baum dann in ein von derselben Maschine zuvor ausgestanztes Pflanzloch eingesetzt. Mit entsprechender Nachsorge – Verankerung, Düngung, Wässerung – ist ein Anwachsen in der Regel problemlos.
Als neue Standorte sind der Schulhof der Grundschule Huchenfeld und eine Fläche im Enzauenpark gewählt worden. Im Schulhof in Huchenfeld wird der größere Teil des Pforz-Hains in gleicher karreeförmiger Anordnung wieder neu versetzt und für die Kinder ein sommerliches Schattendach bieten. Im Enzauenpark wird in der Wiesenfläche zwischen Umspannwerk und Wasserwerk eine der dort seit der Gartenschau angepflanzten geometrischen Baumgruppen erneuert.
Großbaumverpflanzungen sind in Pforzheim kein neues Thema. Historische Aufnahmen belegen solche Maßnahmen noch ohne moderne Technik, z. B. 1927 am Wartberg, 1953 am Sedanplatz oder bei der Verbreiterung der Habermehlstraße. Auch große Platanen, die an der äußeren Redtenbacherstraße oder an der Emma-Jaeger-Straße stehen, wurden vor Jahrzehnten als Großbäume umgepflanzt. Die zeitlich jüngste Großbaumverpflanzung fand im Jahr 2011 statt, als zwei große Säulen-Eichen in voll belaubtem Zustand vor der Generalsanierung der Nordstadtschule an einen neuen Standort vor der Aussegnungshalle im Hauptfriedhof umgepflanzt wurden.