Im Mai 2018 kam eine Initiative von Bürgerinnen und Bürgern, darunter Hans Ade, Gerhard und Brigitte Brändle, Andrew Hilkowitz, Frank Neubert und Jürgen Schroth mit der Idee auf die Stadt zu, am Ort der ehemaligen Gestapo-Außenstelle Pforzheim, im einstigen Bezirksamt an der Bahnhofstraße, eine Gedenktafel für die Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus einzurichten. Bei einem anschließenden Gespräch mit Oberbürgermeister Boch wurde diese Idee ausgeführt und präzisiert. Über einen QR-Code auf der Tafel soll die Gedenkstele mit einer digitalen Datenbank verbunden werden, in der die über 700 Biografien von Personen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die Gerhard und Brigitte Brändle in den letzten Jahren mit großem Engagement recherchiert hat, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.
Die Gedenktafel samt Datenbank wird am 8. Mai, dem Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, durch Oberbürgermeister Peter Boch der Öffentlichkeit übergeben.
Die Kosten für die Stele und die Datenbank belaufen sich auf rund 10.000 Euro und sind im städtischen Haushalt eingestellt. Das Projekt fand einhellige Zustimmung in den gemeinderätlichen Gremien.
In Pforzheim bestehen bereits mehrere diesbezügliche Gedenkformen: Die vom Ehepaar Hans und Christa Mann initiierten und in Kooperation mit der Löblichen Singergesellschaft von 1501 verlegten Stolpersteine als Teil von Europas größtem Flächendenkmal, das anders als oft wahrgenommen, nicht ausschließlich, wenngleich mehrheitlich, der jüdischen Opfer des Holocaust gedenkt. Ein Gedenkrelief erinnert vor dem südlichen Eingangsbereich des Volksbankhauses, wo einst die Synagoge stand, an die ermordeten und deportierten jüdischen Mitbürger Pforzheims, derer auch am Denkmal der Deportation nach Gurs am Hauptgüterbahnhof gedacht wird. Auf dem Hauptfriedhof erhebt sich gegenüber dem Kreuz am Großgräberfeld eine in den 1970er Jahren aufgestellte Skulptur, die an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft erinnert.
Ein Hinweis auf die Gestapo-Außenstelle in Pforzheim sowie die damit verbundenen Repressalien für Menschen im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur stand bisher aus. Bei einem Ortstermin, welcher im Januar 2019 im Beisein der Kulturamtsleitung Angelika Drescher, Gerhard Brändle und Brigitte Brändle, Jürgen Schroth und dem Grafiker Frank Neubert, der die Stele gestaltet, stattfand, einigte man sich auf den Vorschlag des Kulturamts, dieses Gedenken an die im Stadtbild weit verbreiteten „Historischen Stelen“ anzulehnen und deren Corporate Design zu übernehmen. Als Ausnahme legte man fest, dass aufgrund der speziellen Zielsetzung die dem Gedenken gewidmete Seite der Stele mit den Porträtfotografien zahlreicher Widerstandskämpfer und einem entsprechenden Text von diesem Grundlayout abweichen dürfe.
„Mit der Stele in der Bahnhofstraße ist es nun gelungen, was unser Ziel sein muss: Eine lebendige Gedenkkultur, eine, die von den Bürgerinnen und Bürgern getragen, mitgestaltet und angestoßen wird. Denn diese Stele ist ohne das Engagement der genannten Initiatoren nicht vorstellbar und doch ist sie so viel mehr als eine Äußerung Einzelner. Sie stellt ein Denkmal der Stadt Pforzheim dar, eingepasst in den Gesamtkontext städtischen Gedenkens . Die Stele ergänzt die Denkmäler, die an den Nationalsozialismus in Pforzheim erinnern, um eine wichtige, bisher zumindest im öffentlichen Raum nur wenig berücksichtigte Perspektive“, so Kulturamtsleiterin Angelika Drescher.