Die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme ist ein traditioneller Eckpfeiler der kommunalen Daseinsvorsorge. So blicken auch die Pforzheimer Stadtwerke mit ihren Vorgängerbetrieben auf eine lange Geschichte zurück. Diese kann nun von allen Interessierten im Stadtarchiv eingesehen werden. Denn ein fast dreijähriges Erschließungsprojekt von historischen Unterlagen, welche die Stadtwerke Pforzheim GmbH & Co. KG (SWP) 2017 dem Stadtarchiv übergeben hatten, fand jetzt seinen erfolgreichen Abschluss. Als Archivgut stehen die Dokumente nun für die Benutzung im Stadtarchiv offen.
„Es freut mich, dass durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten die historische Überlieferung der Stadtwerke als öffentliches Archivgut gesichert werden konnte – angesichts der privatrechtlichen Verselbstständigung der Stadtwerke im Jahr 2001 keine Selbstverständlichkeit. Besonders hervorzuheben ist, dass die SWP nicht nur die historischen Unterlagen an das Stadtarchiv übergeben haben, sondern auch die Kosten für die Erschließung der Unterlagen übernahmen“, so Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler. Kulturamtsleiterin Angelika Drescher ergänzt: „Das Kulturerbe Pforzheims ist einzigartig und vielfältig. Mit den Unterlagen der SWP wird den Schriftquellen zur Stadtgeschichte eine ganz neue Facette hinzugefügt.“ Die Dokumente, darunter Akten, Pläne, Rechnungsbücher, Fotos und Videos zum Elektrizitäts-, Gas-, Wasser- und Heizkraftwerk, nehmen im Stadtarchiv mehr als 40 Regalmeter ein.
„Die SWP sind ein traditionsbewusstes Unternehmen, das in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eng mit der Stadt Pforzheim verbunden ist. Denn schon seit dem 19. Jahrhundert versorgen wir die Menschen in Pforzheim mit Trinkwasser, Gas und Strom. Eine solche Unternehmensgeschichte verpflichtet. Daher war es uns ein besonderes Anliegen, die historischen Unterlagen an das Stadtarchiv zu übergeben und auch für ihre Erschließung Verantwortung zu übernehmen“, begründet Sonja Kirschner, Leiterin Unternehmenskommunikation bei den SWP, die Entscheidung für das Projekt. „Nur durch die finanzielle Förderung war es möglich, die sehr umfangreichen Unterlagen seit Mitte des 19. Jahrhunderts schon jetzt öffentlich zugänglich zu machen. Sie zu erschließen, von schädlichen Materialien zu befreien und in für die Archivierung geeignete Mappen und Kartons zu verpacken, hätte ohne die zusätzlichen Arbeitsstunden weit länger gedauert“, erläutert Archivleiterin Klara Deecke.
Annette Nußbaum, Archivarin im Stadtarchiv Pforzheim, verzeichnete den Bestand in den vergangenen drei Jahren und verfasste das Findbuch. Letzteres umfasst stattliche 274 Seiten und zeichnet ein historisches Panorama der SWP. Die Autorin: „Die Vielfalt der Unterlagen ist beeindruckend. Trotz der Zerstörung des Elektrizitätswerkes und der schweren Beschädigung des Gaswerkes durch den Luftangriff vom 23. Februar 1945 blieb umfangreiches Schriftgut aus der Vorkriegszeit erhalten. Besonders faszinierend finde ich die großformatigen Baupläne der Wasserwerk- und Gaswerkanlagen, insbesondere der immerhin sieben Gasometer, die früher das Stadtbild mitprägten. Man bedenke, dass die damaligen Gewichts-, Druck- und statischen Berechnungen für diese Gasbehälter ohne Taschenrechner und Computer erfolgten. Hut ab vor den früheren Ingenieursleistungen!“
Der Bestand B81 Stadtwerke Pforzheim ist ab sofort für die Benutzung freigegeben, sofern keine rechtlichen Sperrfristen mehr bestehen oder der Erhaltungszustand bedenklich ist. Auf dem Portal Findbuch.Net (www.stadtarchiv-pforzheim.findbuch.net) kann in den Erschließungsinformationen online recherchiert werden. Auch ein ausführliches Vorwort mit Informationen zum Bestand ist dort verfügbar. Ein Blick in den Bestand lohnt für viele Fragestellungen. So liefern die seit der Gründung 1902 komplett erhaltenen Rechnungs- und Protokollbücher des Zweckverbands Elektrizitäts- und Wasserwerk Eutingen eine neue Grundlage für die Erforschung der Eutinger Ortsgeschichte.