Zum Inhalt springen
  • Aufgelockerte Bewölkung: 25-50% 7 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache

Designers in Residence 2020: Verschiebung aufgrund der Corona-Pandemie

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der diesjährige Aufenthalt der Stipendiaten in Pforzheim, der für April bis Juni geplant war, nun verschoben werden.

Maria Appleton
Maria Appleton
Jaspar Rogers
Jaspar Rogers
Mira Kim
Mira Kim

Eigentlich wären Maria Appleton, Mira Kim und Jaspar Rogers seit gut zwei Wochen im EMMA – Kreativzentrum in Pforzheim, um an ihren Projekten zu arbeiten. Die drei Nachwuchsdesigner wurden im Dezember 2019 für das internationale Stipendiatenprogramm „Designers in Residence“ ausgewählt, das die Stadt Pforzheim in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und dem Design Center Baden-Württemberg jährlich ausschreibt. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der diesjährige Aufenthalt der Stipendiaten in Pforzheim, der für April bis Juni geplant war, nun verschoben werden.

„Die Erfahrungen der letzten Jahre und die Gespräche mit den jetzigen Stipendiaten haben uns gezeigt, wie wichtig das Stipendienprogramm und der Aufenthalt vor Ort für die jungen Designer sind. Daher haben wir uns dazu entschlossen, das Stipendienprogramm im Herbst nachzuholen“, so Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim. Sofern die Entwicklungen der Corona-Pandemie es zulassen, werden die Stipendiaten vom 1. September bis 30. November 2020 nach Pforzheim kommen.

„Ich bin sehr froh, dass uns eine Verschiebung des Stipendiums ermöglicht wird und ich mein geplantes Projekt doch noch umsetzen kann“, erzählt Jaspar Rogers. Der Industriedesigner aus Großbritannien möchte sich in seinem Projekt mit politischen Prozessen beschäftigen. „Viele Menschen gehen gar nicht erst zu Wahlen, weil sie sich von den vorherrschenden Parteien nicht repräsentiert fühlen“, sagt Rogers. Er fragt sich, ob dies an der Komplexität politischer Prozesse liegt und wie man dem entgegen wirken könnte. Aus diesem Grund möchte er ein interaktives Spiel entwickeln, bei dem sich der Spieler in die Rolle eines Politikers hineinversetzen kann.

Auch die Schmuckdesignerin Mira Kim aus Südkorea freut sich über die Verschiebung: „Ein wichtiger Bestandteil des Stipendiums ist für mich, in ein anderes Land zu reisen, auf unterschiedliche Menschen zu treffen und sich mit ihnen austauschen zu können. Ich bin daher sehr dankbar, dass das Stipendium verschoben wird“, erzählt sie. Mira Kim möchte sich während des Stipendiums mit Kontexten beschäftigen: „Jede neue Information, die wir aufnehmen, wird durch unsere eigene Wahrnehmung und die damit verbundenen Vorannahmen bewertet. Dabei hängt unser Urteil nicht nur von der persönlichen Einstellung ab, sondern wird auch etwa durch historische und soziale Erfahrungen beeinflusst“, so Mira Kim. Ihr Ziel ist es, Schmuckstücke zu schaffen, die eine Neubewertung von Informationen provozieren und die Realität des Betrachters infrage stellen.

Die portugiesische Textildesignerin Maria Appleton möchte in ihrem Projekt neue Lebensweisen und Wohnformen im Raum durch den Einsatz flexibler textiler Strukturen erforschen und eine Installation entwickeln, die mit dem menschlichen Körper interagiert. Für ihre Installation will Maria Appleton nicht nur Textilien einsetzen, sondern mit verschiedenen Technologien arbeiten, um über eine rein visuelle Erfahrung hinauszugehen und den menschlichen Körper mit der Umgebung zu verbinden. Sie möchte hinterfragen, wie textile Strukturen die heutige Architektur beeinflussen können und wie sich dies in den nächsten Jahren verändern könnte.

In ihr Projekt möchte die Designerin auch die neuen Voraussetzungen für die Abschlussausstellung einfließen lassen: Da eine Verschiebung der, für Ende Juni geplanten, Ausstellung im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim Ende des Jahres aus terminlichen Gründen nicht möglich sein wird, werden die Stipendiaten ihre Projekte in einer virtuellen Ausstellung im „Stattbad“ präsentieren. Das „Stattbad“ ermöglicht die digitale Nutzung der ehemaligen Männerschwimmhalle des Emma-Jaeger-Bades, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. „Als ich mir die Schwimmhalle online angesehen habe, war ich sofort begeistert von der Idee, dort eine virtuelle Ausstellung zu inszenieren, und denke schon darüber nach, wie ich mit dem Raum arbeiten kann“, sagt Maria Appleton.

Die Stipendiaten

Maria Appleton stammt aus Lissabon, Portugal, wo sie eine zweijährige Ausbildung im Bereich Textildesign absolvierte. Anschließend zog sie nach London, wo sie im Juli 2019 ihr Studium in Textildesign am Chelsea College of Arts, UAL abschloss. Im Jahr 2018 erhielt sie ein Stipendium der Kyoto University of Technology für ein Forschungsprojekt im Bereich Textilien. Darüber hinaus entwickelte sie mit Zara eine nachhaltige Kollektion für Kinderbekleidung und entwarf Schuh-Protoypen für NIKE. Momentan lebt und arbeitet Maria Appleton in Lissabon.

Mira Kim wurde in Seoul geboren, wo sie Metalldesign an der Hanyang University studierte. Anschließend absolvierte sie den Masterstudiengang Edelstein und Schmuck an der Hochschule Trier in Idar-Oberstein. Im Jahr 2019 stellte sie ihre Arbeiten auf der Marzee Graduation Show in München aus und wurde von klimt02 als „Selected Graduate“ für die Hochschule Trier ausgezeichnet.

Jaspar Rogers studierte zunächst Naturwissenschaften, bevor er 2019 sein Design-Studium an der Goldsmiths University of London abschloss. Rogers bezeichnet sich als antidisziplinärer Designer, sein Fokus liegt auf der Schaffung von sozialen Gütern und ökologischer Nachhaltigkeit. So realisierte er beispielsweise bereits Projekte zu Themen wie Obdachlosigkeit, Umweltverschmutzung, Gender Stereotypen oder dem Recyceln von Plastik.

Das Stipendium

Die Stadt Pforzheim lädt jedes Jahr in Kooperation mit der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim und dem Design-Center Baden-Württemberg internationale Nachwuchsdesigner im Rahmen des Stipendiatenprogramms "Designers in Residence" nach Pforzheim ein. "Designers in Residence" richtet sich an Nachwuchsdesigner aus den Bereichen Schmuck-, Mode-, Accessoire- und Industriedesign. Insgesamt werden drei Stipendiaten zu einer dreimonatigen Arbeitsphase ins EMMA – Kreativzentrum Pforzheim eingeladen. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgte durch eine Jury, bestehend aus dem Schmuckdesigner Sam Tho Duong, Stefan Lippert (Industriedesigner, UP Designstudio) und Bettina Weiss (Modedesignerin, adidas).

Den Stipendiaten stehen im Kreativzentrum sowohl eine Unterkunft für den Zeitraum des Stipendiums als auch voll ausgestattete Arbeitsplätze in den Werkstätten zur Verfügung. Bei Bedarf kann außerdem auf die Werkstätten der Hochschule Pforzheim zurückgegriffen werden. Zusätzlich erhält jeder Stipendiat eine monatliche Unterstützungsleistung und eine Erstattung der Reisekosten für An- und Abreise. Die Ergebnisse des Arbeitsstipendiums werden anschließend in einer Ausstellung präsentiert.

Das Projekt wird unterstützt von der Sparkasse Pforzheim Calw, C. Hafner, dem Rotary Club Pforzheim-Schloßberg, Witzenmann, La Biosthétique, der KLINGEL Gruppe und yellow design.

 

Kontakt:

Alexandra Vogt
Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim
Alexandra.vogt(at)ws-pforzheim.de
07231 39 1874