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75. Jahrestag des Luftangriffs am 23. Februar 1945: Kundgebung mit Lichtermeer auf dem Marktplatz

Zum Abschluss des 75. Jahrestags der Bombardierung Pforzheims am 23. Februar 1945 haben etwa 500 Bürgerinnen und Bürger am Abend ein deutliches Zeichen für Frieden und Verständigung gesetzt.

Zur historischen Zeit der Bombardierung zwischen 19.50 Uhr und 20.10 Uhr zündeten die Versammelten dann ihre Kerzen an und bildeteten so auf dem Marktplatz ein großes „Lichtermeer“. Zudem wurde das Symbol einer Friedenstaube auf das Rathaus projiziert. Der Kundgebung kam in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. Nachdem das von der Stadt Pforzheim verhängte Verbot der rechtsextremen „Fackelmahnwache“ auf dem Wartberg in zwei Gerichtsinstanzen aufgehoben worden war, hatte Oberbürgermeister Peter Boch die Bürgerschaft gestern nochmals dazu aufgerufen, durch eineTeilnahme an der Versammlung auf dem Marktplatz ihre Ablehnung von Rechtsextremismus, Rassismus und jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

„Wir müssen gemeinsam Frieden, Freiheit und Demokratie verteidigen und zwar gegen alle Feinde dieser drei so unglaublich wichtigen Errungenschaften“, sagte der Oberbürgermeister in seiner Rede. Dies könne nur gelingen, wenn die Gesellschaft „ein starkes Gegengewicht in der Mitte“ bilde, „das den Fliehkräften der politischen Ränder widerstehen kann“. Die Bombendrohung gegen die Pforzheimer Fathi-Moschee vor kurzem, der Anschlag auf die Synagoge in Halle im letzten Jahr und natürlich die schrecklichen Ereignisse in Hanau erst diese Woche führten vor Augen, wie wichtig dies sei. Wer dazu beitrage, Gift in unsere Zivilgesellschaft zu bringen, „und sei es auch nur tröpfchenweise, den trifft auch eine Mitschuld an den Morden von Hanau“. „Wir Demokraten müssen uns dagegen wehren. Über alle Partei-, Religions- und Herkunftsgrenzen hinweg“, so der OB weiter.

Sein Anspruch sei es, Oberbürgermeister aller Pforzheimerinnen und Pforzheimer zu sein, „ganz gleich welchen Hintergrund sie haben, wie sie aussehen, seit wann sie bei uns sind und woran sie glauben.“ Seine Aufgabe sei es auch, „dafür zu sorgen, dass jeder, der sich an unsere Regeln hält, in Pforzheim in Frieden und Freiheit leben kann.“ Daher könne er auch nicht tatenlos zusehen, wie Hass und Zwietracht in der  Stadtgesellschaft gesät werden. „Wir setzen dem Tosen des Feuersturms, den Sprechchören und dem Knistern der Fackeln ein stilles Gedenken entgegen“, so der Rathauschef weiter. „Ein friedliches, leuchtendes Lichtermeer der Trauer, der Erinnerung und der Mahnung für alle Opfer von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung auf der ganzen Welt.“

Nach der Ansprache von Oberbürgermeister Peter Boch folgte eine Lesung des Theaters durch Joanne Gläsel aus dem Requiem „23.02.2020“. Um 19.50 erfüllte 20 Minuten lang Glockengeläut den Marktplatz, zu der Zeit in der vor 75 Jahren rund 400 Bomben der Royal Airforce über Pforzheim abgeworfen wurden. Den Abschluss der Veranstaltung bildete der gemeinsame Segen der verschiedenen Religionen gegen 20.10 Uhr.

Videomitschnitt der Rede von Oberbürgermeister Peter Boch