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Historisches Firmenarchiv des traditionsreichen Pforzheimer Schmuckproduzenten VICTOR MAYER wird dem Stadtarchiv übergeben

Unterlagen von herausragender stadtgeschichtlicher Bedeutung künftig im Stadtarchiv benutzbar

Geschäftsführer Dr. Marcus Mohr, Seniorchef Dr. Herbert Mohr-Mayer, Kulturamtsleiterin Angelika Drescher und Archivleiterin Dr. Klara Deecke bei der Präsentation ausgewählter Dokumente aus dem Firmenarchiv (v. r. n. l.; Foto: Stadtarchiv)

Anlässlich des 85. Geburtstags des früheren geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Herbert Mohr-Mayer übergibt die VICTOR MAYER GmbH & Co. KG dem Stadtarchiv Pforzheim ihr wertvolles und bedeutendes historisches Unternehmensarchiv, wie vergangenen Mittwoch bekannt gegeben wurde. Motiviert wurde die Schenkung durch das erfolgreiche Goldstadtjubiläum 250 Jahre Schmuck- und Uhrenindustrie im vergangenen Jahr. Das Firmenarchiv stellt in seiner Einzigartigkeit ein bedeutendes Kulturgut dar und soll nun auch der Forschung zugänglich gemacht werden. Neben wertvollen Einzelstücken besticht das Firmenarchiv besonders durch seinen Umfang und seine Dichte.

Im Jahre 1890 gründete Victor Mayer die Pforzheimer Schmuckmanufaktur, die für Schmuckwaren von internationalem Rang steht und mit so klangvollen Namen wie Georg Kleemann, Fabergé oder auch Bottega Veneta verbunden ist. Anders als viele andere Pforzheimer Schmuckfirmen, deren Unterlagen am 23. Februar 1945 untergingen, überdauerten die Dokumente der Firma Victor Mayer die Kriegswirren. In der Überlieferung lassen sich dadurch Entwicklungen nachvollziehen und komplexe Fragestellungen beantworten. Neben Musterbüchern von 1890 bis 1999, bedeutenden Auszeichnungen und Schmuckentwürfen vom Jugendstil bis zu zeitgenössischen Schmuckkollektionen finden sich auch Messeunterlagen, Werbematerial, Geschäftsbriefe und andere Dokumente, welche die Tätigkeit der Firma vom Schmuckentwurf bis zum internationalen Vertrieb abbilden. Insgesamt rund anderthalbtausend Verzeichnungseinheiten, die ihrerseits zum Teil aus einer Vielzahl von Einzeldokumenten bestehen, umfasst das Firmenarchiv.

Schon 2017 begannen die konkreten Planungen für eine Umwidmung der Unterlagen zu städtischem Archivgut, um es auf diese Weise der Öffentlichkeit für Forschungszwecke zugänglich zu machen. Mehrere Monate hat die Kooperation zwischen VICTOR MAYER und dem Stadtarchiv gedauert, bis der umfangreiche Fundus ins Stadtarchiv transportiert und für die Übernahme erfasst war.

Traditionsbewusst hatte VICTOR MAYER die Unterlagen bereits vor Jahren durch die Kunsthistorikerin Dr. Anne-Barbara Kern erschließen und in einer Datenbank erfassen lassen. Die Erkenntnisse daraus flossen schon in mehrere Bücher von Kern bzw. Mohr-Mayer ein. Indem diese Daten vom Stadtarchiv zu wesentlichen Teilen weiter genutzt werden können, wird es möglich sein, die Unterlagen trotz ihres Umfangs nach Abschluss der noch erforderlichen formalen und archivischen Arbeiten zeitnah im Stadtarchiv zugänglich zu machen. Historiker, Designer und alle an der Stadtgeschichte und der Geschichte der Pforzheimer Schmuckindustrie Interessierten werden dann im Lesesaal des Stadtarchivs in das Firmenarchiv Einsicht nehmen können.

VICTOR MAYER schreibt derweil die eigene Firmengeschichte in der vierten Generation weiter. Schmuck und Objets d’Art werden am Standort Pforzheim in der für VICTOR MAYER typischen Weise produziert. Kenner und Sammler außergewöhnlichen Schmucks begeistern sich für das markante Design und die längst vergessene Handwerkskunst, für die das Traditionsunternehmen international bekannt ist. In der Archivierungsvereinbarung ist daher nicht zuletzt deshalb ein Passus vorgesehen, mit dem weiterhin Unterlagen dem Bestand hinzugefügt werden können.