Die Sammlung des Schmuckmuseums Pforzheim ist um ein kostbares Exponat aus einer limitierten Sonderedition reicher geworden: ein Fabergé-Ei-Objekt »Brandenburger Tor«. Dieses besondere Objekt war in Zusammenarbeit von Fabergé und Juwelier Leicht im Jahr 2002 vom damaligen Werkmeister Victor Mayer gefertigt worden und wurde jetzt anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls von Juwelier Georg Leicht und seinem Bruder Stefan als Dauerleihgabe an Museumsleiterin Cornelie Holzach überreicht.
Entstanden sind die insgesamt 25 Exemplare dieser Edition im Jahr 2002. Damals präsentierte Juwelier Leicht das Ei-Objekt in Berlin im Beisein zahlreicher prominenter Gäste, u.a. Dr. Lothar de Maizière, SKKH Dr. Géza von Habsburg, des russischen Botschafters Sergej B. Krylow sowie Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf. Nach kurzer Zeit war die komplette Edition vergriffen, und lediglich ein Objekt – das jetzt dem Schmuckmuseum übergebene Ei - verblieb im Besitz von Stefan Leicht.
Dazu der Pforzheimer Juwelier: »Das Brandenburger Tor ist ein nationales Symbol. Es war zuerst Stadttor, dann Zeichen des kaiserlichen Deutschlands, der nationalen Überhebung, der Niederlage, der Trennung und schließlich glanzvolles Symbol der Wiedervereinigung. Diesem Symbol wollten wir ein Denkmal setzen.«
Im Inneren des Kunstobjekts aus Gold, Brillanten, Email und Jaspis befindet sich eine originalgetreue Miniatur des Brandenburger Tors. Bekrönt wird diese Sonderedition von der ebenfalls in Gold gefassten Friedensgöttin Eirene, ebenso ist der Berliner Bär als emaillierte Miniatur des Stadtwappens zu sehen.
Jedes Objekt erhielt damals eine individuelle Gravur, die auf die Geschichte der Teilung und der Wiedervereinigung Berlins und Deutschlands Bezug nimmt. So wurden u.a. folgende Gravuren verwendet:
- »Ihr Völker der Welt - schaut auf diese Stadt« Ernst Reuter 1948
- »Mr. Gorbatschow – open this Gate« Ronald Reagan 1987
- »Ich bin ein Berliner« John F. Kennedy 1963
- »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört« Willy Brandt 1989
Mit der Gravur des nun im Schmuckmuseum ausgestellten Objekts hat es eine besondere Bewandtnis: Stefan Leicht, der Bruder von Juwelier Georg Leicht, hatte in den 80er Jahren in Berlin studiert. Am 9. November 1989 gehörte er zu den Demonstranten, die sich auf westdeutscher Seite am Brandenburger Tor versammelt hatten. »Als wir hörten, dass die Mauer geöffnet werden soll, gehörte ich zu den ersten Menschen, die auf die Mauer stiegen«, erzählt Stefan Leicht. »Und dann sprang ich als einer der ersten auf die ostdeutsche Seite und lief zum Brandenburger Tor. Die Grenzschützer standen mit ihren Maschinenpistolen daneben und waren ebenso fassungslos wie wir. Aber sie ließen uns gewähren. Es war ein unglaubliches Glücksgefühl – und ein unfassbares Glück, dass die Grenzer die Nerven behielten und nichts passiert ist.« Somit war Stefan Leicht einer der ersten, der in der Nacht des 9. Novembers 1989 unter dem Brandenburger Tor hindurchgingen. Jahre später äußerte er gegenüber seinem Bruder den Wunsch, ein Objekt aus der limitierten Serie erwerben zu wollen. Georg Leicht sagte ihm dies zu und schmunzelte: »Ich habe eine besondere Gravur für Dich ausgewählt.« Als Stefan Leicht dann einige Monate später das für ihn gefertigte Objekt in Händen hielt, kannten seine Emotionen keine Grenzen. Denn Georg Leicht hatte seinem Bruder die Inschrift »Ich war dabei« - Stefan Leicht, 9. November 1989 in das Ei gravieren lassen. Das »Fabergé-Objekt mit dem Brandenburger Tor« ist ab sofort im Schmuckmuseum Pforzheim ausgestellt und erinnert auf wunderschöne Weise an den Tag, der die Geschichte Deutschlands verändert hat.