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„100 Jahre Wartbergsiedlung – 24 Jahre Erhaltungs- und Gestaltungssatzung“

Bürgermeisterin Schüssler auf Denkmalrundgang über den Wartberg

Gemeinsam mit zahlreichen interessierten Bürgerinnen und Bürgern hat Pforzheims Bau- und Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler den Wartberg unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erkundet. Im Mittelpunkt stand ein Rundgang durch den oberen Teil der Wartbergsiedlung. Der Wartberg gilt bei jungen Familien als attraktive Wohnadresse. Der 1995 aufgestellte Denkmalpflegeplan als rechtlicher Rahmen (Erhaltungs-und Gestaltungssatzung) hat sich nachhaltig positiv auf die Entwicklung des Siedlungsbildes ausgewirkt: Rund 60 % von 165 Wohneinheiten wurden seit 1995 denkmalgerecht und energetisch modernisiert. „Für den Erhalt unserer städtischen Quartiere mit ihren jeweils charakteristischen Identitäten ist es bei Modernisierungen im Bestand unerlässlich, dass wir denkmalgerecht handeln“, betonte Schüssler. Klimaschutz und Anpassungen an die Auswirkungen des Klimawandels ließen in den kommenden Jahren bei bestehenden Immobilien flächendeckend Modernisierungs- und Sanierungsbedarf erkennen. Dabei gelte es, die Belange der Denkmalpflege entsprechend zu berücksichtigen.

Geleitet wurde der Rundgang von Stéphanie Toussaint und Dr. Christoph Timm von der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Kulturamt der Stadt Pforzheim. Sie erläuterten am Beispiel ausgewählter Siedlungshäuser die Verbindung von privatem Engagement, energetischer Modernisierung und denkmalpflegerischen Zielsetzungen. Zuvor hatte Dr. Daniel Schulz, Gebietsreferent beim Landesamt für Denkmalpflege, während der Busfahrt aus der Innenstadt in das Thema „Gartenstadt als Kulturerbe“ eingeführt.

Die erste Station, das Doppelwohnhaus Schauinslandstraße 5/7, zeugt vom ersten, ab 1920 realisierten Teil der Siedlung und repräsentiert den Haustyp Traufständiges Doppelhaus. Bauherr war die 1919 gegründete Gemeinnützige Baugesellschaft Pforzheim-Stadt mbH. Den Rahmenplan für das Siedlungsbild und die Haustypenpläne entwarf der Architekt Friedrich W. Jochem, Direktor der Pforzheimer Kunstgewerbeschule. Die Eigenheime unterlagen bis 1991 einer speziellen, von der deutschen Nationalversammlung 1920 ins Leben gerufenen Rechtsform des Eigentums, dem „Reichsheimstättenrecht“. Zwischen 2017 und 2019 wurde an beiden Haushälften die Eternitverschalung durch Brettschalung mit darunter befindlicher Isolierung ersetzt sowie Holzisolierfenster mit Sprossenteilungen eingesetzt und die Fensterklappläden wiederhergestellt. Das Dach wurde neu isoliert und neu mit Biberschwanzziegeln gedeckt, zudem erfolgte eine haustechnische Modernisierung.

Die zweite Station, das Wohnhaus Schauinslandstraße 39, stammt aus derselben Epoche. Es repräsentiert den Haustyp Einfamilienhaus mit Walmdach. Die nach Originalbefund wiederhergestellte Farbgebung bezeugt als Besonderheit den „farbigen, oft recht lebhaften Anstrich“ (O-Ton 1929) der Siedlungshäuser. 2005/2006 wurde die Eternitverschalung abgenommen, der Schindelschirmes repariert und die Fassade nach Originalbefund farbig angestrichen. Wie bei der Schauinslandstraße 5/7 erfolgte der Einbau von Holzisolierfenstern mit Sprossenteilungen, eine Wiederherstellung der Fensterklappläden sowie eine haustechnische Modernisierung.

Die dritte Station, die Wohnhausgruppe Tullastaffel 1 bis 6, Baugeschichte, veranschaulicht das städtebauliche Leitbild des Rahmenplans, durch die Mischung von Haustypen eine malerische Wirkung am Hang des Wartbergs zu erzielen. Die beiden Schindelfassaden der Giebelhäuser Tullastaffel 1 und 2 wurden entsprechend dem Originalbestand restauriert.