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Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Werke von Fero Freymark noch bis zum 14. Februar im Eingangsfoyer des Neuen Rathauses zu sehen

Anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus lud die Stadt Pforzheim am Donnerstag, den 26. Januar 2017 um 19.00 Uhr in das Eingangsfoyer des Neuen Rathauses zu einer Gedenkveranstaltung ein. Seit 1996 erinnert der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus als bundesweiter Gedenktag an die Befreiung der Überlebenden des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der Roten Armee am 27. Januar 1945. Anstoß zu diesem Gedenktag gab der verstorbene Bundespräsident Roman Herzog.

Nachdem in den Gedenkveranstaltungen der Stadt Pforzheim zum 27. Januar in den vergangenen Jahren verschiedene Opfergruppen nationalsozialistischer Verfolgung im Blickpunkt standen, rückte 2016 mit dem Vortrag von Inka Bertz, Jüdisches Museum Berlin, über die Geschichte der jüdischen Museen in Deutschland die Auseinandersetzung mit dem Holocaust seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ins Zentrum. Das Thema Erinnerungskultur war vergangenes Jahr Schwerpunkt auch bei vielen anderen Aktivitäten, an denen das Kulturamt mitwirkte, das auch die Gedenkveranstaltung organisierte.

Dieser Weg wurde 2017 fortgesetzt mit dem künstlerischen Annäherungsversuch von Fero Freymark unter dem Leitgedanken „Das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung“, bestehend aus dem Dialog „Holocaust, Kunst und Erinnerung“ im Rahmen des Gedenktages am 26. Januar und einer anschließenden Ausstellung seiner Werke im Eingangsfoyer des Neuen Rathauses. Fero Freymark, geboren 1939, Künstler, Bildhauer und Architekt aus Weissach, ist in Pforzheim als Architekt und Künstler seit langem eine Institution. An ungezählten Ausstellungsprojekten in und um Pforzheim war er bereits beteiligt. Überregionales Renommee hat er sich in zahlreichen Ausstellungen, Symposien- und Wettbewerbsteilnahmen in den großen Kulturmetropolen der Welt erworben, wobei er im In- und Ausland Preise und Auszeichnungen erhielt. Seit vielen Jahrzehnten beschäftigt sich Fero Freymark in seiner Kunst mit dem Holocaust.

Das Quartett des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim umrahmte die gut besuchte Veranstaltung am 26. Januar musikalisch mit Werken von Erwin Schulhoff (1894–1942), der als Kommunist mit jüdischen Wurzeln und Komponist von Neuer Musik von den Nationalsozialisten verfemt und verfolgt wurde; er starb 1942 in einem bayerischen NS-Internierungslager.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Gert Hager zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus steckte Dr. Klara Deecke, Leiterin des Stadtarchivs, in ihrer inhaltlichen Einführung den Zusammenhang von Kunst, Erinnerung und Gedenken als Themenfeld der Veranstaltung ab. Sie zeigte, dass Kunstwerke wie die von Fero Freymark die emotionalen und ästhetischen Komponenten des Gedenkens stärken, ohne den Betrachter emotional zu überwältigen und damit einen rationalen Zugang zu erschweren. Auf diese Weise ermöglichen sie eine Form der historischen Reflexion mit besonderer Aktualität: Da die letzten Zeitzeugen bald für immer verstummen und die Erinnerung an den Holocaust den Nachgeborenen zur Bewahrung anvertraut wird, liegt in solch einer künstlerischen Annäherung eine große Chance für eine lebendige Erinnerungskultur.

Anschließend gab Künstler anhand persönlicher Erlebnisse Auskunft über seine Beweggründe, sich künstlerisch mit dem Holocaust zu beschäftigen, erläuterte die Grenzen des Darstellbaren bei diesem Thema am Beispiel der ausgestellten Werke und mahnte zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen von Ausgrenzung und Diskriminierung in der heutigen Zeit.

Noch bis zum 14.02.2017 sind die Skulpturen und Zeichnungen von Fero Freymark im Eingangsfoyer des Neuen Rathauses zu besichtigen.