Am Mittwochabend hat der Vortrag „Menschen mit Demenz mitten in Pforzheim, mitten in meinem Leben, mitten im Alltag!“ mit Referentin Gisela Jung im PZ-Forum stattgefunden. Noch vor Beginn der Veranstaltung demonstrierte die erfahrene Sozialpädagogin, wie schwierig der Umgang mit demenzkranken Personen sein kann und mimte eine verwirrte ältere Dame mit Regenschirm und Einkaufstrolley, die plötzlich im Foyer auftauchte. Mit dieser kurzen Inszenierung begann dann auch der Vortrag, der den Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe des neu gegründeten Demenznetzwerks Pforzheim bildete.
Themen wie Angst, die Krankheit selbst oder auch der Umgang mit einer erkrankten Person waren Themen die Jung in ihrem Vortrag beleuchtete. „Demenz ist eine Herausforderung für uns alle, denn Menschen mit dementieller Veränderung stehen mitten im Leben und auch sie brauchen die soziale Gemeinschaft. Wir als Bürgerinnen und Bürger sind deshalb umso mehr gefordert, ein verständnisvolles Gegenüber und Partner für Menschen mit Demenz zu sein“, so Gisela Jung.
Neben dem Vortrag sprachen außerdem der Leiter des Jugend- und Sozialamtes Joachim Hülsmann, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende bei Caritas Pforzheim Gabriele Weber sowie Emre Nazli in seiner Funktion als Geschäftsführer des Helios Klinikum. Sie alle gingen auf die Notwendigkeit eines Demenznetzwerks ein, um die breite Öffentlichkeit besser über die Erkrankung zu informieren und vor allem zu sensibilisieren. Außerdem sei es wichtig Angebote zu initiieren, die Betroffene und deren Angehörigen Abwechslung und Hilfestellung bieten.
Die Koordinatorin des Netzwerks, Kerstin Kreutel von der Caritas Pforzheim, zeigte sich überwältigt von der gut besuchten Veranstaltung: „Mit einer derartigen Nachfrage hatten wir im Vorfeld nicht gerechnet. Das zeigt, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist und entsprechende Angebote notwendig sind.“ Während der Pause bestand außerdem die Gelegenheit, sich an einem Stand des Demenznetzwerks über umfangreichem Informationsmaterial zu informieren und ins Gespräch zu kommen.
Gegründet wurde dieses Netzwerk von der Stadt Pforzheim, dem Pflegestützpunkt Pforzheim, dem Geriatrische Schwerpunkt des Helios Klinikums Pforzheim und von der Caritas Pforzheim. Neben Aufklärungsarbeit soll mit dem Netzwerk künftig auch die breite Öffentlichkeit erreicht werden und betroffene Familien Unterstützung geboten werden. Potenziell interessierte Kooperationspartner sind jederzeit herzlich eingeladen, sich mit dem Demenznetzwerk in Verbindung zu setzen.
Demenz in Zahlen
Die Zahl der Pflegebedürftigen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2021 verzeichnete die Pflegestatistik knapp 8.000 Personen in Pforzheim, die in einen Pflegegrad eingestuft waren. Daten zur Anzahl der Menschen mit Demenz im Stadtgebiet liegen nicht vor. Basierend auf Schätzungen des Seniorenplans Pforzheim wird von knapp 2.400 betroffenen Personen im Jahr 2020 ausgegangen –Tendenz steigend. Hinzu kommt das Umfeld der betroffenen Personen, die die Folgen der Erkrankung alltäglich spüren und damit umgehen müssen, wie Gabriele Weber vom Caritasverband Pforzheim in ihrer Begrüßung eindringlich beschrieb. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit des neu gegründeten Demenznetzwerks, das die breite Öffentlichkeit besser informieren und betroffene Familien unterstützen möchte.
Weitere Veranstaltungen
Zu den kommenden Veranstaltungen gehören ein Alpakaspaziergang am 19. August für demenziell veränderte Menschen und ihre Angehörigen, ein Vortrag am 25. September über „Wissenswertes über Demenz“ und eine Veranstaltung am 28. November zur „Biografiearbeit to go“, die sich an Angehörige richtet.
Weitere Informationen sind auf www.pforzheim.de/demenznetzwerk zu finden oder bei Kerstin Kreutel unter kerstin.kreutel(at)caritas-pforzheim.de und unter 07231 128 130.