Oktober 2022 startete das Modellprojekt: Behördenlotse im Familienzentrum im Au. Als BehördenlotseIn unterstützen Ehrenamtliche, Hilfesuchende aus dem Stadtgebiet Pforzheim bei allen Themen rund um Ämter und Behörden und suchen gemeinsam mit ihnen nach Wegen und Lösungen.
Die Unterstützungsangebote umfassen z.B. Suche nach der richtigen Behörde/ SachbearbeiterIn, Verständnis von behördlichen Schreiben und Vorgängen fördern, Erläutern von Bescheiden und ggf. Begleitung zu Behördenterminen z.B. Jobcenter, Ausländerbehörde… und vieles mehr mit dem Ziel, dem/der KlientIn die Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Alle Behördenlotsen werden regelmäßig geschult und weitergebildet, um eine möglichst fachliche Beratung für die Klienten zu ermöglichen. Sollte ein Problem so komplex sein, dass es die fachlichen Kompetenzen eines BehördenlotseIn übersteigt, wird der Klient/die Klientin vom BehördenlotseIn an entsprechend geschultes Fachpersonal vermittelt. Die Koordination der BehördenlotsInnen übernimmt Aline Hölscher.
Fallbeispiel:
Familie S. ist vor über zehn Jahren aus dem Irak nach Deutschland emigriert, um hier ein neues Leben zu beginnen. Herr S. arbeitet Vollzeit in einem in Pforzheim ansässigen Versandunternehmen und Frau S. betreut die vier Kinder weitgehend allein zuhause. Leider sind zwei von vier Kindern krank und Frau S. konnte auf Grund der intensiven Betreuung bislang keinen Deutschkurs besuchen. Auf Grund einer großen finanziellen Not, wandte sie sich im Rahmen des Behördenlotsenprojekts an das Familienzentrum im Au e.V. Zusammen mit der Behördentlotsin wurden nach und nach alle wichtigen Anträge, wie Wohngeld und Kinderzuschlag gestellt und mit der Unterstützung von „Menschen in Not“ durch Lebensmittelgutscheine, die finanzielle Not der Familie etwas abgemildert. Darüber hinaus beantragte Frau S. mit Unterstützung ihrer Behördenlotsin alle erdenklichen Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, das Kindern aus einkommensschwächeren Familien ein möglichst gleichberechtigtes Leben ermöglichen soll. Bei zahlreichen Terminen konnte Familie S. finanzielle Situation stabilisiert, eine drohende Überschuldung abgewendet und die gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Frau und der Kinder ermöglicht werden. Die Familie wird durch ihre Behördenlotsin auch in weiteren Anliegen, wie einer möglichen Feststellung der Schwerbehinderung der Kinder sowie einem Integrationskurs für die Mutter unterstützt. Dennoch bleibt immer auch noch Zeit und ein „offenes Ohr“, um sich die Sorgen und Nöte, der Klienten anzuhören, denn es geht nicht nur um Fälle, sondern eben immer auch im Menschen und deren Schicksale.- Ehrenamtliche Behördenlotsin E. Poljakowa