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Stadt informiert über aktuelle Lage Geflüchteter aus der Ukraine

15 und 18 Spielgruppen für ukrainische Kinder sollen eingerichtet werden: Beschluss im Gemeinderat am 5. April

Die Stadtverwaltung schlägt dem Gemeinderat vor, 200.000 Euro in die Hand zu nehmen, um damit im Stadtgebiet zwischen 15 und 18 Spielgruppen für ukrainische Kinder einzurichten. Dies entspricht 150 bis 180 Spielgruppenplätzen - aufgrund der derzeit unklaren Entwicklungslage in der Ukraine zunächst begrenzt auf sechs Monate. Die Entscheidung darüber wird im Gemeinderat am 5. April getroffen. Die Angebote sollen in die Hände freier Träger der Jugendhilfe gelegt werden und in vorhandenen Räumlichkeiten stattfinden (z. B. Familienzentren, kirchlichen Räumlichkeiten). „Wir wollen gerade den Jüngsten unter den Geflüchteten das Ankommen bei uns erleichtern“, fasst Oberbürgermeister Peter Boch die Idee zusammen. „Mit Möglichkeiten zur Betreuung und zum gemeinsamen Spiel geben wir den Kindern ein Stück Normalität und Alltagsstruktur zurück“, so der OB weiter. Mit dem Konzept solle den Trägern möglichst viel Flexibilität geboten und ihnen ein schneller Start ermöglicht werden. Um pädagogische Standards zu erfüllen, sei mindestens die Begleitung durch eine pädagogische Fachkraft vorgegeben; die Betreuung kann dabei auch in Kombination mit Ehrenamtlichen erfolgen.

Sozialbürgermeister Frank Fillbrunn ergänzt: „Da wir noch Wartelisten in der regulären Kinderbetreuung führen müssen, ist eine Integration der ukrainischen Kinder in Kindertagesstätten aktuell nicht möglich.“ Die Stadt setze daher mit den Spiel- und Krabbelgruppen auf schnell umsetzbare Förder- und Betreuungsangebote, „die zwar keinen vollwertigen Ersatz für die Betreuung in einer Kindertagesstätte bieten, mit denen wir aber den jetzigen Bedarf unter den ukrainischen Geflüchtetenfamilien voraussichtlich abdecken können und vor allen Dingen schnell starten können.“ Konzeptionell sollen in der Regel etwa zehn Kinder an zwei bis drei Tagen in der Woche betreut werden. „Beim gemeinsamen Spiel oder Basteln geht es um eine individuelle Förderung der Kinder“, so der Sozialdezernent. Eine Spielgruppe könne und solle auch im Sinne eines Eltern-Kind-Angebotes funktionieren. D. h. auch für die begleitenden Eltern/Mütter solle die Spielgruppe ein sicherer Ort sein und eine kurze Pause vom aktuell sehr herausfordernden Alltag bieten. Der Austausch mit anderen Eltern und Ehrenamtlichen und gegebenenfalls gemeinsame Ausflüge der Spielgruppe auf nahe gelegene Spielplätze böten dabei Möglichkeiten zur Begegnung und des Kennenlernens der Umgebung.

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen macht etwa zwei Fünftel aller Geflüchteten aus der Ukraine aus; der Anteil der Kinder unter 3 Jahren beträgt dabei geschätzt 6 Prozent, der über 3 Jahren 7 Prozent. Hochgerechnet auf 1.500 Geflüchtete wären dies circa 90 Kinder unter 3 Jahren und circa 105 Kinder unter 6 Jahren in Pforzheim. Die Zahl von 1.500 Geflüchteten für Pforzheim ergibt sich, wenn man für ganz Deutschland mit insgesamt einer Millionen Menschen aus der Ukraine rechnet.

Aktuelle Zahlen

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat nun für Mittwoch eine Zuweisung von circa 40 ukrainischen Geflüchteten angekündigt, die in der Jahnhalle untergebracht werden. „Nach wie vor ist es unser Ziel, die Menschen aus der Halle möglichst schnell in kommunalen Wohnunterkünften unterzubringen“, sagt Oberbürgermeister Peter Boch. Dies sei bei immer weiter steigenden Zahlen, eine große Herausforderung. Nach zusätzlichem Wohnraum wird daher intensiv gesucht. „Die Verwaltung leistet hier hervorragende Arbeit“, so der Rathauschef. So konnte er nun eine Gemeinderatsvorlage unterzeichnen, um die Anmietung von Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete aus der Ukraine zu ermöglichen. Dabei geht es um ein ehemaliges Fitnessstudios, das mit 80 möglichen Feldbetten voraussichtlich ab 4. April alternativ zu einer Sporthalle zur Verfügung stehen wird. Weiterhin geprüft wird die Anmietung eines ursprünglich vor allem für Studierende gedachten Neubaus mit Wohnraum für 150 Personen. Auch die schnelle Ausstattung der oberen Stockwerke der Unterkunft in der Paul-Löbe-Straße mit Einrichtungsgegenständen und insgesamt 200 Plätzen hat es bislang ermöglicht, Geflüchteten einen raschen Umzug aus der Hallensituation zu ermöglichen. Insgesamt sind mittlerweile über 787 ukrainische Geflüchtete in der Gesamtstadt registriert. Der Großteil davon wohnt nach wie vor privat, weshalb es eine gewisse Dunkelziffer nicht gemeldeter Personen gibt.

Das städtische Gebäudemanagement hat in den letzten Wochen verschiedenste Immobilien besichtigt und Angebote eingeholt. Zudem werden derzeit auch die Anmietung von Containern und potentielle Standorte dafür geprüft. Neben Eigentümern von Großimmobilien wurden auch Pensionen und Hotels kontaktiert.

Vorschlag für die Verabschiedung eines kommunalen Friedensappells im Gemeinderat

Oberbürgermeister Peter Boch schlägt dem Gemeinderat weiterhin vor, sich dem vom Rat der Gemeinden und Regionen Europa am 25. März verabschiedeten "Kommunalen Friedensappell“ anzuschließen und sich diesen zu eigen zu machen. Darin wird der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auf das Schärfste verurteilt. Unter anderem heißt es dort: „Wir fordern das sofortige Ende des Krieges, den Abzug aller russischen Truppen und ihrer Verbündeten, die uneingeschränkte Wiederherstellung der vollständigen territorialen Souveränität der Ukraine sowie die Zahlungen von Reparationsleistungen für die entstandenen Kriegsschäden an die Ukraine.“ Auch an die russischen Kommunen wird appelliert, sich gemeinsam für den Frieden einzusetzen. „Wir nutzen im Rahmen unserer Partnerschaften die Kontakte mit der russischen Zivilgesellschaft für einen kritischen Dialog.“

Städtische Hilfeseite

Informationen für Geflüchtete sowie Helferinnen und Helfer sind gebündelt unter https://ukraine.pforzheim.de.