Mitglieder des Pforzheimer Ausschusses für Soziales und Beschäftigung sowie weitere interessierte Stadträtinnen und Stadträte sind mit Bürgermeister Frank Fillbrunn in der Obdachlosensiedlung im Eutinger Tal zusammengekommen, um sich vor dem Hintergrund steigender Unterbringungsbedarfe ein Bild von den Unterkünften an diesem Standort zu machen. Zunächst gaben Mitarbeiterinnen des Jugend- und Sozialamtes, die zusammen mit den städtischen Hausmeistern und den Sozialarbeitern des Wichernhauses die Siedlung betreuen, den Besuchern einen Überblick über die tägliche Arbeit und erläuterten dabei auch, wie sie auf die verschiedenen Herausforderungen eingehen. Zentraler Punkt des Besuchs war die Möglichkeit zum direkten Austausch sowohl mit den Mitarbeitern der Stadt und des Wichernhauses als auch mit interessierten Bewohnern.
Im Jahr 2012 hatte der Pforzheimer Gemeinderat den Beschluss gefasst, den Obdachlosenstandort im Eutinger Tal weitgehend zu reduzieren. Zur Unterbringung von erwachsenen Personen, die oft mit vielschichtigen Problemlagen belastet sind, war damals festgelegt worden, die im Osten der Siedlung gelegenen modernisierten Gebäude als Unterkünfte zu erhalten. In der Siedlung im Eutinger Tal ist gerade für diese Zielgruppe eine Anbindung an den Beratungstreff des Wichernhauses von großem Wert.
Seither hat sich die Ausgangslage bei den Unterbringungsbedarfen drastisch verändert. Ende 2012 waren insgesamt 302 Personen in städtischen Unterkünften unterzubringen (Flüchtlinge und Obdachlose); derzeit (Stand Ende Oktober 2021) sind es insgesamt 1.023 Personen. Mit diesen Zahlen war es auch mit dem Belegungsrechtprogramm, das zum Anwerben von dezentral gelegenen Wohnungen effektiv genutzt wurde, nicht möglich, die unterzubringenden Personen im Eutinger Tal zu reduzieren.
Ganz im Gegensatz zu der Anzahl an Personen, die Stadt Pforzheim die Situation im Obdachlosenwesen insgesamt und auch vor Ort im Eutinger Tal jedoch seit 2012 zum Besseren verändern: etwa mit der Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Hilfesuchende durch die Bündelung der Zuständigkeiten in der Fachstelle Wohnungssicherung im Jugend-und Sozialamt, durch die auch gerade die Umsetzung des Belegungsrechtprogramms mit der Anwerbung von insgesamt 66 Wohnungen für die Obdachlosenunterbringung möglich wurde. Zwei Drittel aller obdachlosen Personen in Pforzheim sind durch die Schaffung von dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten inzwischen außerhalb des Eutinger Tals untergebracht. Das Programm läuft regulär noch bis 2023. Ab diesem Jahr wird es ergänzt durch ein Wohnungsakquiseprogramm mit begleitender Herausführarbeit. Ein wesentlicher Punkt ist zudem die Vermeidung von Obdachlosigkeit, die durch das EHAP-Präventionsprojekt „Hilfe vor Wohnungsverlust“ in Pforzheim gestärkt wurde. Durch aufsuchende Beratung können Haushalte, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, ins Hilfesystem überführt und so oftmals der Wohnraum erhalten werden.
Die Situation im Eutinger Tal selbst konnte die Fachstelle Wohnungssicherung durch eine höhere personelle Präsenz deutlich verbessern. Die Bewohner haben niederschwellig die Möglichkeit, Rat und Hilfe zu suchen. Auf Bedürfnisse kann das Personal vor Ort weit mehr eingehen als noch vor 10 Jahren. Weiterer Baustein zur Betreuung der Personen vor Ort im Eutinger Tal ist die Einrichtung des Beratungstreffs – vielfach ist die Wohnungslosigkeit nur ein Problem von vielen, die die Bewohner in die Siedlung mitbringen. Hier stehen Ansprechpartner zur Verfügung, die bei Konflikten vermitteln, bei täglichen Problemen helfen, ein offenes Ohr haben und einfach da sind. Diese Infrastruktur hat sich bewährt, insbesondere mit Blick auf Personen mit vielschichtigen Problemlagen. Auch für Personen, die im Winter für den Erfrierungsschutz um Hilfe bitten, hat sich die Situation sowohl beim Wichernhaus in der Weststadt als auch im Eutinger Tal verbessert.