(stp.) Das Pforzheimer Reuchlinhaus, mit dem Schmuckmuseum und dem Kunstverein, ist ein architektonisches Juwel und gewissermaßen selbst ein Exponat. Es wurde 1961 nach den Entwürfen des Architekten Manfred Lehmbruck errichtet und ist seither ein Gesamtkunstwerk im „International Style“, das an die Baukunst Ludwig Mies van der Rohes erinnert. Dem 60-jährigen Jubiläum dieses wichtigen Kulturzentrums der Stadt widmet die Stadt Pforzheim unter Federführung des Kulturamts ein „Festwochenende“. Vom 22. bis 24. Oktober finden im Reuchlinhaus vielfältige Aktionen und Führungen rund um die verschiedenen Ausstellungen zum Jubiläum statt.
Festakt
22. Oktober, 18 Uhr, Reuchlinhaus, Großer Saal
Mit Oberbürgermeister Peter Boch, Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler, Architekt Jochen Abraham und den Badischen Kammersolisten. Die Teilnehmeranzahl beim Festakt ist begrenzt. Eine telefonische Voranmeldung an der Kasse im Schmuckmuseum unter 07231 391855 (Di – So von 10 – 17 Uhr) ist notwendig. Die aktuellen Corona-Regeln sind zu beachten. Es gilt die 3-G-Regel.
Weitere Informationen zum Programm unter www.pforzheim.de/reuchlinhaus60
„Nolde reloaded“
22. Oktober bis 22. November 2021, unteres Foyer mit Historische Sammlung Pforzheimer Schmuckschaffender
In der Eröffnungsausstellung 1961 wurden Kunstwerke von Manfred Lehmbruck und Emil Nolde gezeigt. 60 Jahre später stellt sich die Frage, was gerade die farbintensiven, expressiven Werke von Emil Nolde jungen Kreativen heute sagen. Ausgangspunkt für diese Auseinandersetzung war das Nolde-Gemälde „Landschaft (Haus und Kirche)“ aus dem Besitz der Karlsruher Kunsthalle, das schon damals Teil der Eröffnungsausstellung war.
Unter der Leitung von Prof. Tamotsu Kondo haben sich Studierende des Studiengangs Mode der Hochschule Pforzheim mit Form, Farbe und Materialität auseinandergesetzt, insbesondere aber mit der mit Emotionen aufgeladenen Landschaft. Diese Auseinandersetzung bietet den Überschlag in andere Medien und damit die Möglichkeit zu anderen Facetten einer Annäherung. Die Ausstellung präsentiert den Werdegang von der ersten inhaltlichen Auseinandersetzung, über Skizzen und Materialrecherchen bis zum tatsächlichen Outfit, das auch in einer virtuellen Modenschau präsentiert wird.
Kuratiert wird die Ausstellung von Prof. Dr. Chris Gerbing aus Karlsruhe.
Samstag, 23. Oktober
11 Uhr: Tamotsu Kondo im Gespräch mit Chris Gerbing
12.30 Uhr: Architekturführung mit Chris Gerbing
14 bis16 Uhr: Kurzeinführung durch Studierende die den Werdegang ihrer Outfits (jeweils 15 min, zur vollen und halben Stunde) erläutern
Sonntag, 24. Oktober
11 bis 12.30 Uhr: Kurzeinführung durch Studierende die den Werdegang ihrer Outfits (jeweils 15 min, zur vollen und halben Stunde) erläutern
13 Uhr: Architekturführung mit Chris Gerbing
„Ich wollte nie eine Konstruktivistin sein! - Verschollene Collagen von Hannah Höch“
22. Oktober 2021 bis 9. Januar 2022, Ausstellungshalle Kunstverein Pforzheim
Im Nachlass der Künstlerin Hannah Höch (1889-1978) befindet sich ein Konvolut von Schwarz-Weiß-Reproduktionen verschollener Collagen. Für die Ausstellung wurden Kunstschaffende eingeladen diese entsprechend der eigenen Arbeitsweise neu zu interpretieren. Für das Ausstellungsprojekt der Kuratoren Martin G. Schicht und Jaro Straub bildet die besondere Architektur des Reuchlinhauses einen spezifischen Bezug zu Pforzheim. Daher begeben sich die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler auf eine Spurensuche nach der Collage-Künstlerin Hannah Höch und nach den architektonischen Gegensätzen zwischen Mies van der Rohe und Hans Scharoun sowie deren eigenständigen Assistenten, den Architekten Manfred Lehmbruck und Chen Kuen Lee, zu denen Hannah Höch in einer jeweils spezifischen Beziehung stand.
Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sind Patricia Bucher, Janusz Czech, Heike Gallmeier, Haus am Gern, Thomas Hirschhorn, Sofia Hultén, Isa Melsheimer, Christine Rusche, Martin G. Schicht, Felix Schramm, Jaro Straub und Albert Weis. Die umfangreiche Gruppenausstellung wird von der Baden-Württemberg Stiftung und der Sparkasse Pforzheim Calw gefördert.
Freitag, 22. Oktober
20 Uhr: Eröffnung in der Ausstellungshalle und der Eingangshalle mit dem Kuratorenteam der Ausstellung Bettina Schönfelder, Leiterin des Kunstvereins, Martin G. Schicht und Jaro Straub
Samstag, 23. Oktober
16 Uhr: Kuratorenführung mit Martin G. Schicht und Jaro Straub
Sonntag, 24. Oktober
11.30 Uhr: Ausstellungsgespräch mit Martin G. Schicht, Janusz Czech, Heike Gallmeier und Christine Rusche
Torso 2.0 – Ein virtuelles Filmprojekt
22. Oktober bis 22. November 2021, Foyer Reuchlinhaus
Die Kunsthistorikerin Regina M. Fischer stellt mit dem Projekt „Torso 2.0“ die Plastik des Vaters Wilhelm Lehmbruck, die seit vielen Jahren im Foyer steht, in den Mittelpunkt einer kunsthistorischen Betrachtung rund um das Thema Torso. Ausgehend von dem Werk Lehmbrucks, in dem die Reduktion auf den Kernkörper eine wesentliche Rolle spielt, führt die Spurensuche durch die Kunstgeschichte und die Sammlung der Stadt Pforzheim bis in die Gegenwartskunst. Der fragmentierte Körper wird zum Gegenstand eines Austauschs über zeitgenössische Positionen und die Bedeutung fragmentierter Körper. So wurde ein Filmgespräch mit der Künstlerin Katrin Ströbel, die von Bettina Schönfelder der Leiterin des Kunstvereins nominiert wurde, geführt. Die Arbeiten der Künstlerinnen wie Lorenza Böttner oder der Malerin Ellen Akimoto werden beleuchtet und führen vom Schönheitsideal des Körpers in der klassischen Antike bis zur aktuellen kunsthistorischen Debatte der Darstellung von Disabilities.
Konzeption Regina M. Fischer
Sonntag, 24. Oktober
15 Uhr: Dialog mit Regina M. Fischer
Dauerausstellung und „Zart wie Eisen – Schmuck aus einer Privatsammlung“
22. Oktober 2021 bis 6. Februar 2022
Das Reuchlinhaus ist aufgrund seiner Architektur ein überaus interessanter Museumsbau in Europa. Hier scheinen die von der Decke abgehängten Vitrinen zu schweben, und auch aus den Wandvitrinen strahlen die Kostbarkeiten die Besucher an. Die Wurzeln der Sammlungen gehen im Übrigen auf das Jahr 1877 zurück, die als Vorbildsammlung für historischen Schmuck der Pforzheimer Schmuckindustrie begann.
Im selben Jahrhundert und dem Durchbruch der Industrialisierung war Eisen das Material der Stunde. Mit den technischen Errungenschaften des feinen Sandgusses kam auch Eisenschmuck in Mode, der so kunstvoll und filigranen gearbeitet war, dass er wie Spitze wirkte. Er steht im Mittelpunkt der Ausstellung »Zart wie Eisen – Schmuck aus einer Privatsammlung«, die während der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des Reuchlinhauses neben der Dauerausstellung ebenfalls zu sehen ist
Angebote des Teams der Kulturellen Bildung im Kulturamt Pforzheim:
Architektur-Perlen-Schmuck – Kreativworkshop
Sonntag, 24. Oktober, 12 bis 17 Uhr, Innenhof des Reuchlinhauses
Mit Fotoperlen, welche Ausschnitte der wunderbaren Architektur zeigen, erstellen Kinder und Familien modernen Schmuck. Fertiggestellt dient er auch als Impuls, die darauf gezeigten Details vor Ort zu suchen, um somit die besonderen Kennzeichen der Architektur wie z. B. die Verschmelzung von Innen- und Außenräumen direkt zu erleben. Dieses Angebot ist kostenfrei. Der Einstieg ist jederzeit möglich.
Digital-kreative Aktionen rund ums Reuchlinhaus
Ausgestattet mit ihrem Smartphone können sich Familien mit Kindern ab circa acht Jahren auf eine actionreiche Tour rund um das Architekturdenkmal begeben. Eine Elternhandreichung, wie das digitale Tagebuch über das Reuchlinhaus kreativ und mit Freude entsteht, ist beigefügt. Die darin beschriebene App ist kostenlos. Das digitale Angebot ist jederzeit nutzbar und startet am Eingang des Stadtgartens am Reuchlinhaus. Mehr Informationen gibt es unter www.pforzheim.de/kubidigital.