Rund 400 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte aus ganz Deutschland haben sich virtuell in Foren, Vorträgen und Workshops zugeschalten, um sich über Digitalisierung unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit auszutauschen. Mit dabei waren Susanne Brückner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pforzheim und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Baden-Württemberg. Weitere Themen der Konferenz waren die Arbeitssituation der Pflegebranche, Gewalt gegen Frauen, die Notwendigkeit kostenfreier Verhütungsmittel, die Abschaffung des § 218 und 219a StGB.
„Unser Ziel ist es, alle Menschen beim digitalen Wandel mitzunehmen. Wie wir die Digitalisierung so gestalten, dass Frauen und Männer gleiche Verwirklichungschancen haben, steht im Mittelpunkt des Dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung. Der Bericht gibt uns wertvolle Impulse für unsere weitere Politik“, so Bundesfrauenministerin Christine Lambrecht. „Gleichstellung muss die Wechselwirkungen zwischen Geschlechterverhältnis und Digitalisierung berücksichtigen. Damit kann ein Beitrag zum Abbau struktureller Ungleichheiten, Geschlechtsstereotypen und Diskriminierungen geleistet werden“, ergänzte Brückner.
Der Handlungsbedarf ist groß, wie aktuelle Zahlen zeigen: Der Frauenanteil in der Digital- und Informatikbranche liegt bei lediglich 16 Prozent. Im Topmanagement sind Frauen in der Digitalbranche eine Seltenheit. Frauen und Männer weiten im Homeoffice ihre unbezahlte Sorgearbeit aus, allerdings Frauen stärker als Männer. Der Teilzeitanteil von Frauen in IT-Berufen liegt bei 19 Prozent, bei den Männern bei 5 Prozent. Nur ein Drittel aller Studienanfängerinnen und Studienanfänger in MINT-Fächern sind Frauen. Seit 20 Jahren hat sich der Frauenanteil in der Informatik nur um 5 Prozent auf 22 Prozent gesteigert. „Besonders bedrückend ist, dass 70 Prozent aller Frauen bereits Bedrohungen und Beleidigungen im Internet erlebt haben. Digitale Gewalt hat fatale Folgen“, erklärte Brückner, „so ziehen sich 19 Prozent aller Betroffenen nach dem Erlebten aus dem Diskurs zurück. Nur eine konsequente Gleichstellungspolitik auf allen staatlichen Ebenen kann hier Abhilfe schaffen“. Die Bundesregierung wird seitens der kommunalen Frauen-und Gleichstellungsbeauftragten aufgefordert, die strukturelle Benachteiligung von Frauen abzubauen: Neue Gesetze zu Homeoffice und mobilem Arbeiten müssen die Diskriminierungseffekte auf Frauen systematisch ausschließen, Frauen in MINT-Berufen gefördert, Zugänge zu Gründerinnenkapital erleichtert und Standards für die größtmögliche Selbstbestimmung über den wechselnden Arbeitsort festgelegt werden.