Die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen für alle spürbar. Die Folgen davon sind Extremwettereignisse, Trockenheit und Hitzeperioden, und sie betreffen alle Lebensbereiche: Die Natur wandelt sich, Land- und Forstwirtschaft haben mit Schäden an Kulturen zu kämpfen und in städtischen Verdichtungsräumen wie Pforzheim leiden die Menschen zunehmend. Kaum ein Bereich des öffentlichen Lebens bleibt unberührt. Es sind also nicht nur Anstrengungen zum Schutz des Klimas notwendig, auch kommunale Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels sind unumgänglich. Es gilt zu klären, wie sich eine Großstadt wie Pforzheim anpassen kann und wie Maßnahmen aussehen können, damit die Lebensqualität für die Menschen in der Stadt erhalten bleibt. Um dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Pforzheim möglichst effektiv zu begegnen, arbeitet die Stadt Pforzheim gemeinsam mit den Planungsbüros alpS und Snøhetta (Innsbruck/Österreich) mit Förderung des Bundes an einem sogenannten „Klimafolgenanpassungskonzept“. Beide Büros haben langjährige Erfahrung in der Erstellung und Entwicklungen von Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels.
In einem ämterübergreifenden digitalen Workshop haben alpS und Snøhetta nun den aktuellen Stand ihres Konzepts präsentiert und anschließend mit den Fachleuten der Stadt Pforzheim konkrete Ideen für geeignete Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Umwelt- und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler betonte eingangs: „Die Klimaveränderungen betreffen nicht nur einzelne Fachämter und Entscheidungsträger. Sie sind vielmehr eine gesamtstädtische Aufgabe, die wir als Verwaltung annehmen müssen. Ich bin überzeugt, dass der Austausch und die Vernetzung quer durch unsere Dezernate in diesem wichtigen und zukunftsorientierten Themenfeld unerlässlich ist.“ Unter der Leitung von Projektleiterin Daniela Hohenwallner-Ries von alpS und Vertretern von Snøhetta standen drei Bereiche im Mittelpunkt der Arbeit:
Anhand vierer repräsentativer Stadtstrukturtypen wurden zunächst „Stadtplanerische und gestalterische Maßnahmen“ jeweils abgestimmte Maßnahmen zur Anpassung der städtischen Strukturen an den Klimawandel besprochen und Konzepte für die unterschiedlichen Strukturtypen skizziert. Im Fokus standen Themen wie die Erhöhung des Anteils an Stadtgrün und die dadurch erreichte Verbesserung der klimatischen Situation und damit der Lebens- sowie Aufenthaltsqualität in den Siedlungsräumen. Des Weiteren wurden Methoden zum nachhaltigen Regenwassermanagement und die Bedeutung von Mobilitätskonzepten für die nachhaltige Entwicklung der Stadt und die „Stadt der kurzen Wege“ besprochen.
Unter „strategische Maßnahmen“ wurden sowohl Maßnahmen der Siedlungswasserwirtschaft, wie etwa wassersensible Stadtentwicklung durch dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, Entsiegelung und Grundwassermanagement, aber auch die Erstellung von Überflutungskarten als Entscheidungsgrundlage diskutiert. Weiter sollen im Sinne einer „zukunftsweisenden Quartiersentwicklung“ Aspekte des Klimaschutzes und der Anpassung in den Kriterienkatalogen der Ausschreibungen ihren Niederschlag finden. So kann es gelingen, CO2-arme Bauweisen zu forcieren und die klimatischen Bedingungen in diesen Quartieren zu verbessern.
Unter der Überschrift „Bewusstseinsbildung“ wurden zudem sowohl Themen als auch verschiedene Möglichkeiten ihrer Kommunikation diskutiert, die sich für eine Sensibilisierung der Gesellschaft für die Bedeutung des Klimawandels und seiner Auswirkungen eignen. Aus einer Fülle von Ideen wurden der Zusammenhang von Hitzebelastung und Gesundheit sowie die Bedeutung des „Stadtgrüns“ als thematische Schwerpunkte priorisiert. Mögliche Maßnahmen in diesem Zusammenhang können Pop-Up-Interventionen im öffentlichen Raum sein, die ein stärkeres Bewusstsein für frei zugängliches Trinkwasser schaffen und damit auch in Hitzeperioden besonders verwundbare Gruppen miteinschließen. Darüber hinaus sollen Führungen oder urbane Wanderungen auf die komplexe Rolle innerstädtischer Bäume aufmerksam machen und die Veränderungen thematisieren, denen sie im Klimawandel unterliegen.
Im April folgt ein weiterer Workshop, in dem die Risiken etwa durch anhaltende Temperaturextreme wie Hitze, Dürre oder Starkregenereignisse skizziert werden. Schon im Sommer dieses Jahres wollen die Büros der Verwaltung einen ersten Entwurf des Konzepts vorstellen, das dann noch im Herbst 2021 dem Gemeinderat präsentiert werden soll. „Das Klimaanpassungskonzept wird eine Vielzahl kreativer Vorschläge aufzeigen, um unsere Stadt auch in Zukunft lebenswert für unsere Bürgerinnen und Bürger zu gestalten“, ist sich Sibylle Schüssler abschließend sicher.
Das im Herbst 2019 beauftragte Klimafolgenanpassungskonzept soll zur Planungsgrundlage für die nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung sowie die Flächennutzungsplanung werden. Auf der Grundlage vorhandener Daten und Informationen wird ein konkreter Maßnahmenkatalog – mit spezifischen und wirkungsvollen Empfehlungen für Innenstadt, Ortsteile und Stadtteile – festgelegt. Zu den Empfehlungen werden neben dem Schutz vor Überwärmung im Siedlungsbereich, der Vorsorge und Anpassung an außergewöhnlich starke Niederschläge, der Vorsorge vor Sturmschäden, auch der Erhalt und Ausbau des Stadtgrüns gehören. Wie beim Klimaschutz ist auch bei der Klimafolgenanpassung Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung. Neben zahlreichen städtischen Ämtern werden insbesondere auch externe Akteure einbezogen. Darüber hinaus ist bürgerschaftliches Engagement gefragt. So können die Empfehlungen des Klimafolgenanpassungskonzepts im fortlaufenden Dialog weiterentwickelt werden.