Blätterstrauß und Gedicht von Julius Naeher
Die Vorweihnachtszeit und das Weihnachtsfest haben in der heutigen Konsumwelt den eigentlichen Anlass - die Vorbereitung und Feier zur Geburt des Jesuskindes - etwas verdrängt. Gedanken wie: haben wir schon alle Geschenke, was gibt es zu Essen, wen soll man beschenken und womit…, haben das Christfest zum „Beschenkefest“ werden lassen.
Eine Idee zur Entschleunigung ist der nachfolgende Blätterstrauß und die „Hymne“. Julius Naeher beschenkte seine Tochter Adelheid im Jahr 1897 mit einem Herbstgedicht. Der am 1. April 1824 in Pforzheim geborene Julius Ernst Naeher (gestorben am 18. Februar 1911 in Tolkewitz bei Dresden) ist vielen als Ingenieur, Heimat- und Burgenforscher bekannt. Die von ihm im Jahre 1897 gesammelten und gepressten Herbstblätter sind erstaunlich gut erhalten.
(Quelle: Stadtarchiv Pforzheim, Nachlass Julius Ernst Naeher – N 41 Nr. 15).
Hymne an die scheidenden Herbstblätter
Ehe euch der Herbststurm weht in die Weite
Schmückt Euch die Natur noch im schönsten Kleide.
Im feurigsten Rot, in Goldgelb, in Braun,
Wie lieblich seid Ihr so anzuschauen.
So sammelt ich Euch zum bleibenden Strauß
Und bring’ ihn den Freunden in’s traute Haus.
Wenn im Lenz die Lerche schwingt ihre Lieder
Entsteht im saftigsten Grün Ihr wieder.
Auch uns beseelt eine belebende Wonne
Wenn uns bescheint die Frühlingssonne
Ja ewig eins sind Gott und die Natur,
Beseeligend zu folgen dieser Spur.
Dresden im November 1897
Julius Naher
Rückseite:
Meiner lieben Tochter Adelheid Naeher zum Weihnachtsgeschenk