Zum Inhalt springen
  • Bewölkt mit Aufhellungen: 51-84% 4 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache

Oberbürgermeister Peter Boch überreicht eine Winterlinde als Symbol der Freundschaft

Delegation aus Pforzheim zu Besuch in La Bresse, Cornimont und Ventron

Gruppenbild zur Einweihung des Weges zu Ehren von Priester Roger Riblet-Buchmann, der in seinen Tagebuchaufzeichnungen "Semences" die Erinnerungen an die Deportation und an die Zwangsarbeit in Pforzheim festhielt
v.l.: Bürgermeisterin Ventron Brigitte Vanson, 2 Schüler/Schauspieler des Collège St. Laurent, La Bresse, Vorsitzender des Gemeindeverbandes Didier Houot, Abgeordneter Chistophe Naegelen, Präfektin Valérie Michel-Moreaux, Vorsitzender Departementsrat Francois Vanson, Oberbürgermeister Peter Boch, Pforzheim, Bürgermeisterin La Bresse Maryvonne Crouvezier, Bürgermeisterin Cornimont Marie-Jo Clément
©Stadt PforzheimFoto: Monika Finna

Am vergangenen Wochenende reiste Oberbürgermeister Peter Boch mit einer Delegation in die Vogesengemeinden La Bresse, Cornimont und Ventron in Frankreich. Die Stadträtinnen Johanna Kirsch, Dr. Sunita Vimal und der Stadtrat Andreas Renner, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Mitglieder der Deutsch-Französischen Gesellschaft, der Deutsch-Russischen Gesellschaft, Zeitzeugen sowie Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern des Theodor-Heuss-Gymnasiums Pforzheim waren Teil der offiziellen Delegation.

Als Zeichen der Freundschaft und für die seit Jahren bestehende innige Verbundenheit zu den Vogesengemeinden überreichte Oberbürgermeister Peter Boch an der Eremitage Frère Joseph sein Gastgeschenk an den Vorsitzenden Christian Claudel der Vereinigung „Les Amis de Pforzheim“, La Bresse: Eine Winterlinde, die für Leben, Zukunft und Hoffnung stehen, die aber auch an die schmerzhafte Vergangenheit erinnern soll.

„Der Baum, den wir heute pflanzen, ist ein lebendes Symbol unserer lebendigen Freundschaft, unseres Respekts vor dem Frieden und unserer gemeinsamen Geschichte“, betonte der Oberbürgermeister. Die dazugehörige Plakette, die auf die 80jährigen Geschichte zwischen den Vogesengemeinden und Pforzheim hinweist, wurde von der Bürgermeisterin von Ventron Brigitte Vanson und von Oberbürgermeister Peter Boch enthüllt.

In der Geschichte der Freundschaft zwischen Pforzheim und La Bresse spielen Bäume eine besondere Rolle. So durften sich Pforzheim im Jahr 2021 über das schöne Geschenk eines Weihnachtsbaumes für den Marktplatz freuen.

Bei einer feierlichen Zeremonie am Friedhof in Ventron wurden Kränze zu Ehren der am 8. November 1944 Deportierten niedergelegt. Musikalisch wurde das Gedenken von den Alphornbläsern „Cors des Alpes“ umrahmt. Anschließend folgte die Einweihung des Weges zu Ehren von Priester Roger Riblet-Buchmann, der in seinen Tagebuchaufzeichnungen „Semences“ die Erinnerungen an die Deportation und an die Zwangsarbeit in Pforzheim festhielt. Im Jahr 1995 erhielt er die Bürgermedaille der Stadt für seine Verdienste im Einsatz für zwischenmenschliche Beziehungen und für die Freundschaft zu Pforzheim. Im Festsaal von Ventron führten die Schülerinnen und Schüler des Collège St. Laurent, La Bresse und des Theodor-Heuss-Gymnasiums Pforzheim nach den Regieanweisungen von Christiane Poirot, „Les Amis de Pforzheim“ szenische Darstellungen zu den damaligen Geschehnissen um den 8. November 1944, dem Tag der Zwangsdeportation der knapp 500 Jungen und Männer aus den Vogesengemeinden, auf. Französische Studentinnen verlasen die Zeitzeugenberichte, nach denen die Ereignisse aus dieser Zeit nachgestellt wurden, die im Publikum für aufwühlende und betroffene Momente sorgten. Parallel dazu ließ die Künstlerin Héloise Cuny eine beeindruckende Zeichnung zu den dargestellten Szenen entstehen.  

Das Programm beinhaltete auch die Vorstellung der acht neuen Präsentationstafeln der zweisprachigen Ausstellung „Deportiert aus den Hochvogesen – französische Zwangsarbeiter in Pforzheim“ der Vereinigung „Les Amis de Pforzheim“. Die Gesamtschau, die mit Unterstützung der Leiterin des Stadtarchivs Frau Dr. Klara Deecke und der Deutsch-Französischen Gesellschaft entstand, zeigt die Geschichte von rund 500 deportierten Jungen und Männern aus den Hochvogesen und die vorsichtige Annäherung nach dem Krieg, den Versöhnungsprozess und die Entstehung einer Freundschaft zwischen Pforzheim und den Vogesengemeinden. Sie wird vom 14. bis zum 28. Februar 2025 anlässlich des 80jährigen Gedenktags der Bombardierung Pforzheims im Turmquartier der Sparkasse zu sehen sein. Zu dieser Ausstellung ist auch ein Begleitband entstanden.

Oberbürgermeister Peter Boch betonte bei der Gedenkveranstaltung „Die Ereignisse vor 80 Jahren mahnen uns, Frieden und Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu bewahren. Gerade in einer Zeit, in der Europa vor Herausforderungen steht und in seinem Zusammenhalt bedroht ist“. Seit seinem ersten Besuch sind 5 Jahre vergangen und zahlreiche Krisenereignisse haben sich ereignet, die dazu geführt haben, dass die vorgestellten Projekte an noch größerer Bedeutung gewonnen haben. „Diese Projekte vereinen ehemalige Feinde, Nachkommen von Opfern und Tätern sowie Menschen verschiedener Generationen. Diese Zusammenarbeit, gerade auch die Begegnung von Zeitzeugen und jungen Menschen, ist ein großes Geschenk“, verdeutlichte Oberbürgermeister Boch.

Ein weiteres beeindruckendes Erlebnis des vergangenen Wochenendes war das Konzert des Musikvereins in der Kirche von Ventron, das die Menschen aus Ventron und die Gäste aus Pforzheim besuchten, um gemeinsam die Europahymne anzustimmen.

 

Hintergrund

Das Datum des 8. November ist ein leidvoller Tag – es ist der 80. Gedenktag der Deportation, der Tag, an dem knapp 500 Jungen und Männer im Alter zwischen 15 und 65 Jahren aus den Vogesengemeinden verschleppt wurden und der Ort La Bresse niedergebrannt wurde. Am 10. November erreichte ein Zug mit den Männern aus La Bresse, Cornimont und Ventron Pforzheim. Die französischen Zwangsarbeiter mussten in verschiedenen Betrieben unter unmenschlichen Umständen monatelang schwerste Arbeit leisten. Dass beim britischen Borbardement auf Pforzheim, das die Innenstadt komplett vernichtete, auch Zwangsarbeiter unten den Todesopfern waren, ist besonders tragisch.